„Ich hatte das Glück zu überleben und so habe ich die Verantwortung, zu erzählen, was in chinesischen Gefängnissen und Haftanstalten wirklich vor sich geht“, so der Falun Gong - Praktizierende Herr Liu Yongjin, der Glück hatte, seinen unrechten Gefängnisaufenthalt zu überleben und im Juni 2014 seine Freiheit wiedererlangt hat.
Um Falun Gong-Praktizierende in Arbeitslagern und Gefängnissen „legal“ festzuhalten, gibt es selten offizielle Haftbefehle. Unfaire Gerichtsverfahren, Schauprozesse oder geschlossene Verhandlungen werden angewendet. Die Verfolger ignorieren nicht nur die allgemeinen Menschenrechte, sondern auch die chinesische Verfassung. Eine Darstellung und Aufklärung dieser Missstände gilt in China als der "Verrat von Staatsgeheimnissen" und wird bestraft. Dabei ist das Verbot gegen Falun Gong selbst ungesetzlich, weil die chinesische Verfassung jedem Bürger Glaubensfreiheit zugesteht.
15 Jahre zwischen Leben und Tod
Liu Yongjin war früher bei der Internationalen Handelsgesellschaft Linyi angestellt. In den letzten 15 Jahren wurde er fünf Mal verhaftet und drei Mal zu Gefängnisstrafen verurteilt, nur weil er seinen Glauben an Falun Gong nicht aufgeben wollte.
Seine letzte Verurteilung am 21. März 2008 erfolgte in der Gehirnwäsche-Einrichtung Linyi, nach einer fünfminütigen ‚Verhandlung‘ durch das Bezirksgericht Lanshan. Diese Einrichtung befindet sich in der Bewässerungstechnik-Schule Linyi, die finanzielle Schwierigkeiten hatte. Als neue Möglichkeit, Geld zu verdienen, wurde sie als Gehirnwäsche-Einrichtung, die vom Büro 610 betrieben wird, genutzt.
Mit Überstellung ins Gefängnis Tai’an begann für Liu Yongjin ein unvorstellbarer Leidensweg. Er erinnert sich an die Folterungen, die er damals durchlebte: „Der Tod war oft nur ein paar Sekunden entfernt.“ Bald wog er weniger als 45 Kilo. Um nicht für seinen eventuellen Tod zur Verantwortung gezogen zu werden, ließ ihn das Arbeitslager im Juni 2014 schließlich frei.
Zwangsernährung ohne medizinische Ausbildung
Anders als medizinisches Fachpersonal, das durch das Einführen von Magensonden Leben rettet, benutzen Gefängniswärter und Häftlinge im kommunistischen China die Zwangsernährung als Foltermethode. Oft genügt ein kleiner Fehler bei der Zwangsernährung, der zum Tod des Folteropfers führt.
Als Herr Liu im Juni 2004 verhaftet wurde, es war seine vierte Festnahme, protestierte er gegen die brutalen Prügel durch die Polizei mit einem Hungerstreik.
Daraufhin stießen auf Befehl eines Wärters der Haftanstalt Linyi sechs Häftlinge Herrn Liu zu Boden, drückten ihn nieder und fesselten ihm die Hände hinter dem Rücken. Dann steckte ein Gefangener ihm den Ernährungsschlauch in die Nase und zog ihn wieder heraus, immer wieder, bis Herr Liu vor Schmerz fast bewusstlos war. Als der Wärter, der die Zwangsernährung angeordnet hatte, das ganze Blut auf Herrn Luis Körper sah, war selbst er schockiert über die Brutalität dieser Folter.
Elektroschocks
Im Zwangsarbeitslager Wangcun wurde Herr Liu mit Elektrostöcken geschockt. Die Wärter zogen ihm die Kleider aus und schockten ihn mit mindestens vier Hochspannungsstöcken. Sie bearbeiteten gezielt Ohren, Nase, Brustwarzen und den Bereich um die Oberschenkel. Die Folterung dauerte ungefähr eine halbe Stunde. Danach war Herr Liu inkontinent und auf seinem ganzen Körper waren Urin und Blut verspritzt. Anschließend wurde er in einen Waschraum gezerrt und auf dem Boden allein gelassen.
Einzelhaft
Im März 2009 wurde Herr Liu in eine weniger als zwei Quadratmeter große Einzelzelle gesperrt. Er musste auf dem bloßen, kalten Zementboden schlafen. Er war die ganze Zeit mit Handschellen gefesselt, sogar im Schlaf und beim Essen. Es gab keine Toilette in dieser Einzelzelle und Herr Liu hatte nur eine Schüssel, um seine Notdurft zu verrichten. Die Wärter weigerten sich, die Schüssel zu entfernen, sodass Herr Liu in dem Gestank sitzen musste.
Weitere Foltermethoden
Während seiner verschiedenen Haftaufenthalte erlitt Liu Yongjin heftige Prügel mit Schuhen, Bambusruten und Gürteln, man trat mit Stiefeln auf seinen Beinen herum und stieß Nadeln in seine Finger. Einmal zog ihm die Polizei die Kleider aus und warf ihn bei Minus 15 Grad Celsius ins Freie. Auf der Polizeiwache Chezhan im Jahr 2001 wurde Herr Liu mit Handschellen hinter dem Rücken gefesselt und daran aufgehängt und die Handschellen schnitten in sein Fleisch. Die Narben sind heute noch zu sehen.
Liu Yongjin: „Viele Praktizierende wurden so schwer verfolgt, dass sie daran starben. Die Wahrheit über ihren Tod wurde von den Mördern vertuscht.“ Auch im möglichen Falle seines Todes wären wegen strikter Informationsblockaden und des Verbots von Familienbesuchen die wahren Fakten wohl nie ans Licht gekommen.
Detaillierter Artikel: www.clearharmony.de
Karin Fuchsluger