Mit dem 20 Juli 2003 ist das vierte Jahr der Verfolgung der Falun Gong Bewegung angebrochen. Eine Verfolgung, die an Grausamkeit und vor allem Sinnlosigkeit kaum zu überbieten ist. Diejenigen, die um diese Tragödie wissen, setzen sich vehement dafür ein das Interesse der Weltöffentlichkeit auf das Land der Mitte zu lenken. Überaus bemerkenswerter Umstand ist es nämlich, dass trotz des riesigen Ausmaßes der Verfolgung von Einhundertmillionen Praktizierenden doch noch immer relativ wenige von dieser Verfolgung wissen. (Hundertmillionen entspricht immerhin mehr, als der Einwohnerzahl von Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen.)
Falun Gong erfreute sich seit seiner Erstvorstellung in China im Jahr 1992 sieben Jahre lang äußerster Beliebtheit in allen sozialen Schichten. Am 22. Juli 1999 verabschiedete die chinesische Regierung ohne rechtliche Grundlage zwei Rechtsakte mit Inhalt, dass ab sofort sämtliche mit Falun Gong assoziierbare Veranstaltungen verboten seien. Damit wurde 2 Tage nach Beginn der grausamen Verfolgung am 20. Juli 1999, im nachhinein, das Praktizieren der Falun Gong Übungen, das Lesen der Falun Gong Schriften, ja sogar das Zusammenkommen, um sich über Falun Gong zu unterhalten, verboten.
Der offizielle Anlass der Verfolgung war eine "Versammlung" im Regierungsviertel in Peking am 25. April 1999, also etwas mehr als zwei Monate zuvor. An diesem Tag kamen ca. zehntausend Falun Gong Praktizierenden zum Petitionsbüro, um die höchste Regierungsstelle um Hilfe zu bitten, weil einige Tage zuvor die Polizei etwa ein Dutzend Falun Gong Praktizierende brutal niedergeschlagen und verhaftet hatte. Seit dem Bestehen des kommunistischen Regimes in China hatte eine solche regierungsgelenkte Sanktion immer die Folge gehabt, dass sich die "braven" Chinesen, die um die Konsequenzen einer Nichtbefolgung wissen, kritiklos beugen würden. Für die chinesische Führung und auch für die westlichen Beobachter war klar, dass innerhalb einiger Wochen die "Erfolgsstory Falun Gong" ein Ende gefunden haben würde.
Entgegen diesen Erwartungen strömten täglich Hunderte Chinesen aus allen Provinzen in die Hauptstadt Peking, um bei der Führung Protest einzulegen. Sie praktizierten doch nur Übungen, seien keineswegs China-kritisch und die Propaganda, die bereits kräftig gegen Falun Gong arbeitete, entbehre jeder vernünftigen Grundlage. Die Frustration der Pekinger Führung darüber, dass sich die Bewegung nicht mit einfacher Parteianweisung auflösen ließ, fiel unerwartet eklatant aus. Bald wurde es den FG Praktizierenden untersagt, bei staatlichen Stellen Beschwerde einzulegen. Parallel dazu durften Anwälte keine Praktizierenden mehr vertreten. Dazu kam eine "Anti-Falun-Gong-Kampagne", die in allen Medienkanälen, Schulen, Universitäten, Berufsvereinigungen, also wirklich ubiquitär, überall arbeitete. Die FG Praktizierenden hatten in einer Zeit, in der FG Kontaktpersonen, allen rechtstaatlichen Prinzipien zum Trotz, zu exzessiv langen Haftstrafen verurteilt wurden, keine Möglichkeit mehr, gehört zu werden. In der Propaganda, die in dieser Verfolgung eine ganz entscheidende Rolle spielt, besinnt sich die KP wieder auf ihre marxistischen Wurzeln, die sie eigentlich während der neunziger Jahre ad acta gelegt zu haben schien und wetterte gegen Falun Gong mit lächerlichen Hetzparolen.
Wir würden heute nicht auf vier Jahre Verfolgung zurückblicken, wären die Falun Gong Praktizierenden nicht unbeugsam standhaft geblieben. Dies ist wohl auf den Umstand zurückzuführen, dass Falun Gong die geistige Freiheit, die in China - man denke an das Studentenmassaker 1989 - vehement unterdrückt wird, zurückgibt. Die Praktizierenden kommen an den letzten Ort, wo es möglich ist, von der Weltöffentlichkeit gehört zu werden. Im symbolischen Mittelpunkt Chinas, wo sich täglich viele Journalisten aus aller Welt aufhalten, sieht man jeden Tag couragierte Chinesen aller Altersgruppen mit einen Spruchbändern wie "Falun Gong ist gut" oder "Bitte, stoppt die Verfolgung unschuldiger Menschen". Diesen äußerst mutigen Hilferufen antwortet die chinesische Polizei mit brutalster Gewalt. Die Praktizierenden werden von der Polizei gefoltert, zu Verzichtserklärungen gezwungen und in Arbeitslager geschickt. Im bevölkerungsreichsten Land der Welt stehen scheinbar unbegrenzte Geldmittel, eine giftige Propaganda und ein riesiger Sicherheitsapparat gegen das eigene Volk, das eigentlich nur jeden Tag seine Übungen machen will, so wie es in der jahrtausendealten Tradition verankert ist und auch praktiziert wurde.