Grund für den friedlichen Appell waren unrechtmäßige Verhaftungen von Falun-Gong-Praktizierenden in Tianjin. Sie stellten sich in ordentlichen Reihen auf den Bürgersteigen auf, schwenkten keine Transparente oder Plakate und riefen keine Parolen. Die meisten machten in aller Stille die meditativen Übungen von Falun Gong.
Hintergrund der Ereignisse
Seit der Machtübernahme 1949 setzte die KPCh häufig politische Kampagnen in Gang, die sich gegen Großgrundbesitzer, Kapitalisten, Intellektuelle und Gläubige richtete. Auch heute noch folgt die KPCh dieser Taktik – man denke beispielsweise an Tibet und die Verfolgung der Uiguren. 1999 richtete die KPCh ihre Aufmerksamkeit auf Falun Gong. Nach einigen diffamierenden Artikeln in den bekanntesten Tageszeitungen Chinas wurde ein Verbot der Veröffentlichung der Hauptwerke von Falun Gong ausgesprochen. Dabei handelte es sich um die meist verkauften Bücher in Peking. Auch die Anzahl der Falun-Gong-Praktizierenden überstieg die der Mitglieder der KPCh bei weitem. Die Besinnung der Praktizierenden auf die alte Tradition Chinas war der atheistischen Regierung ein Dorn im Auge.
Ruhiger Appell wird instrumentalisiert: Die Verfolgung beginnt
Das Bild der Demonstranten des 25. Aprils war ruhig und gelassen. Die Polizei der Stadt Tianjin hat den Praktizierenden empfohlen, sich mit dem Appell an das zentrale Petitionsbüro in Bejing zu richten. Dort wurden sie zum zentralen Regierungssitz Zhongnanhai geschickt. Das chinesische Regime kreidete später aber genau diese Aktion an, obwohl sie von ihnen geplant war, und bezeichnete den Appell im Regierungsviertel als eine „Belagerung“ der Zentralregierung. Dadurch wollten sie eine landesweite Unterdrückung rechtfertigen und Falun-Gong-Praktizierende als schuldig darstellen.
Zhu Rongji, der damalige chinesische Premierminister, kam heraus, um die Praktizierenden zu treffen. Ein paar Demonstranten durften in das Regierungsgebäude kommen um die Forderungen der Appellierenden zu überbringen. Sie forderten die Freilassung der Praktizierenden aus Tianjin und die Aufhebung des Publikationsverbots der Bücher von Falun Gong. In wenigen Stunden wurden die Praktizierenden von Tianjin freigelassen. Um 21.00 Uhr wurde den Praktizierenden draußen mitgeteilt, dass das Regime ihren Bitten zugestimmt hatte, und so packten alle zusammen. Dabei wurde kein Müll hinterlassen und alle machten sich friedlich auf den Weg.
Aber weniger als drei Monate später, am 20. Juli 1999, begann das Regime mit der blutigen Verfolgung der Meditationspraxis Falun Gong. Dazu gehörte eine massive Propagandaaktion, bei der der staatliche Fernsehsender CCTV monatelang ununterbrochen Anti-Falun-Gong-Programme für seine Hunderte von Millionen Zuschauern ausstrahlte, welche auch teilweise im Westen übernommen wurden.
Auch heute noch lässt sich eine ähnliche Strategie der KPCh erkennen: auf ihre Zusicherungen und Worte ist letztendlich kein Verlass, wenn diese mit dem persönlichen Interessen der Machthaber nicht vereinbar sind. Dabei ist die Vorgehensweise immer die gleiche: eine Gruppe wird zuerst diffamiert und separiert, um eine spätere Verfolgung zu rechtfertigen. Im letzten Schritt versucht die kommunistische Regierung dann Profit aus der Unterdrückung der anderen zu schlagen, z.B. mit der Zwangsherstellung von Produkten in Arbeitslagern bis hin zum Organraub an Lebenden.