Das Jahr 2011 war für Falun Gong-Praktizierende in China ein Jahr, in dem nahezu täglich neue Fälle von Folter, Inhaftierungen in Arbeitslagern ohne Anhörung vor Gericht und von Organraub am lebendigen Leibe bekannt wurden. Doch 2011 war auch ein Jahr, indem die Menschen immer zahlreicher für die Wahrung der Menschenrechte auftraten, und das sogar in einem Land wie China, in dem man sich schon beim Schreiben eines Briefes gegen die Menschenrechtsverletzungen in Lebensgefahr begibt.
Ein Beispiel dafür ist die Inhaftierung einer jungen Chinesin namens Li Shanshan. Sie wurde im Supermarkt festgenommen, da sie einen Brief für die Freilassung ihres Mannes schrieb, der nach sechs Jahren Haft erneut festgenommen wurde. Die Polizei verweigert ihrer Familie jegliche Informationen über ihren Haftort und ihren gesundheitlichen Zustand. Diese menschenunwürdigen Geschehnisse lösten so großes Entsetzen bei der Bevölkerung aus, dass eine Petition gestartet wurde, welche rund 3000 Chinesen unterzeichneten. Diese 3000 Menschen handelten im Bewusstsein des Risikos, möglicherweise selbst dafür verhaftet zu werden. „Dies ist eine Geste, die in einem Land wie China noch kaum gesehen wurde. Tausende Bürger, die es wagen, sich gegen die unrechtmäßigen Inhaftierungen auszusprechen“,so Catherine Baber, Amnesty International Director fürAsien. Amnesty fordert von China weiters, dass die Unterstützer der Petition selbst keine Konsequenzen für ihre Courage erleiden müssen.
Im Kontrast zu dieser Courage der Bevölkerung steht die Angst der KPCh, welche weiterhin großen Druck auf die Befürworter von Falun Gong ausübt. So wurde Wang Yonghang, einer der wenigen Anwälte, der den Mut aufbrachte, Falun Gong-Praktizierende vor Gericht zu vertreten, selbst zu sieben Jahren Haft verurteilt, obwohl er selbst nicht Falun Gong praktiziert. Auch Gao Zhisheng, der bekannte chinesische Menschenrechtsanwalt, der von chinesischen Sicherheitskräften seit 2006 fast durchgehend gefangen gehalten wurde, ist offiziell zum Antritt einer weiteren dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Er hatte vor seiner Inhaftierung 2006 unter höchstem persönlichem Risiko über die Folter-Techniken in den Arbeitslagern recherchiert. Nachdem Gao dieses Wissen veröffentlicht hatte, wurde er selbst solchen Folterqualen ausgesetzt. Während seiner Haft wurde er nackt ausgezogen, geprügelt und mit Elektroschocks gequält, es wurden glühende Zigaretten unter seine Augen gehalten und Todesdrohungen gegen ihn ausgesprochen.
Das Jahr 2011 zeigt auch, dass die KPCh vermehrt außerhalb Chinas großen Druck ausübt. So schickten chinesische Agenten gefälschte Emails an ausgewählte Politiker, Journalisten und NGOs sowohl in Amerika als auch in Europa, gaben sich als Mitglieder des Falun Dafa-Informationszentrums aus und versuchten, durch intolerante und einschüchternde Äußerungen den Ruf von Falun Gong zu schädigen. Auch die Verurteilung zweier Falun Gong-Praktizierender in Vietnam, die lediglich Informationen nach China zur dortigen Menschenrechtssituation ausgesendet hatten, zeigt deutlich, welch enormen Druck die KPCh auf andere Regierungen ausübt.
Im Jahr 2012 kann man nur hoffen, dass der Mut und die Courage, für die Menschenrechte einzutreten, immer größer werden, und dass immer mehr Regierungen außerhalb Chinas diese Machthaber für ihr menschenverachtendes Verhalten verurteilen.