Frau Wang Wenjun lebt in der Stadt Shaoxing in der Provinz Zhejiang. Ihre Tochter hat Abgeordneten in Großbritannien einen Bericht über den Leidensweg ihrer Mutter vorgelegt und sie um Hilfe bei der Errettung ihrer Mutter gebeten.
Polizisten schikanierten Frau Wang im Februar 2020, als die Corona-Pandemie in China auf dem Höhepunkt war. Als sie den Beamten ihre Wohnungstür nicht öffnen wollte, brachen dies die doppelte Sicherheitstür auf und verhafteten sie.
Kurz darauf ließ die Polizei Frau Wang auf Kaution frei. Die Belästigungen gingen jedoch weiter. Sie kamen immer wieder zurück, schikanierten Frau Wang und wollten sie einschüchtern. Am 4. August 2020 brachen Beamte in Frau Wangs Wohnung ein und verhafteten sie erneut. Am nächsten Tag erhielt ihre Familie die Nachricht, dass sie sich in Unter- suchungshaft befinde.
Am 1. September 2020 kam sie wieder frei. Mitarbeiter des örtlichen Nachbarschaftskomitees belästigten die Praktizierende Ende November 2020 abermals und teilten ihr mit, dass die gerichtliche Anhörung bevorstehe. Wenn sie sich vor Gericht schuldig bekenne, würde das Strafmaß geringer ausfallen. Frau Wang lehnte ab.
Am 29. Dezember fand die Anhörung vor dem Amtsgericht Shenzhou statt. Zehn bewaffnete Beamte standen am Eingang des Gerichtsgebäudes und verwehrten Frau Wangs Familie den Zutritt. Die Angehörigen durften den Termin nur per Videoübertragung in einem separaten Raum mitverfolgen, wo sie gleichzeitig von mehreren Beamten überwacht wurden. Frau Wangs Anwalt plädierte auf „nicht schuldig“. Während der Anhörung fielen Staatsanwalt und Richter Frau Wang und ihrem Verteidiger ständig ins Wort.
Ein Beamter des Komitees für Politik und Recht, einer außergesetzlichen Behörde zur Überwachung der Verfolgung, suchte Frau Wang am 5. Januar 2021 auf und warf ihr „schlechtes Verhalten“ während der Anhörung vor. Frau Wang berief sich darauf, dass sie gegen kein Gesetz verstoßen habe. Das Bewahren ihres spirituellen Glaubens sei ihr verfassungsmäßig geschütztes Recht. Der Beamte antwortete: „Es spielt keine Rolle, ob wir Beweise [für Ihr Fehlverhal- ten] haben oder nicht. Sie werden verurteilt werden.“
Am 28. Januar 2021 verurteilte das Gericht Frau Wang zu einer Haftstrafe von einem Jahr und zehn Monaten sowie einer Geldstrafe von 4.000 Yuan (rund 500 Euro). Sie befindet sich derzeit in der Haftanstalt Shangyu.
Britische Politiker verurteilen die Verfolgung
Um Gerechtigkeit für Frau Wang zu erreichen, hat sich ihre Tochter an Vertreter der britischen Regierung gewandt. Der Fall wurde auch an das britische Außenminis- terium weitergeleitet. Die Abgeordneten verfolgen Frau Wangs Situation mit großer Aufmerksamkeit.
Nicola Sturgeon, Erste Ministerin von Schottland, schickte ein Unterstützungs- schreiben für Frau Wang. Darin hieß es, dass religiöse und spirituelle Freiheit uni- verselle Werte seien und die Kommunistische Partei Chinas für die Verfolgung von Gläubigen verurteilt werden müsse.
Frühere Verfolgung
Frau Wang begann 1995, Falun Dafa zu praktizieren. Nach Beginn der Verfolgung wurde sie häufig wegen ihres Glaubens schikaniert. Sie verlor ihre Arbeit, in der sie seit über zehn Jahren tätig war, was auch zum Verlust der Rente führte.
Im Oktober 2000 wurde Frau Wang verhaftet und zu vier Jahren Frauengefängnis Hangzhou verurteilt. Nach ihrer Entlassung im Oktober 2004 schikanierten die Behörden Frau Wang und ihre Familie weiterhin regelmäßig.
Anfang 2016 ließen die Be- hörden zwei Laternenpfähle mit Überwachungskameras direkt vor Frau Wangs Wohngebäude installieren. Von Zeit zu Zeit kamen Polizisten und klopften an ihre Tür. Einmal wurde ihr das Wasser abgestellt und sie durfte fünf Tage lang nicht die Wohnung verlassen.
Im Juli 2016 begleitete Frau Wang ihren Mann zu einem langfristigen Arbeitsauftrag in die Provinz Guizhou. Später kamen Wangs Tochter und ihr Schwiegersohn mit ihrem einjährigen Nachwuchs aus Großbritannien dorthin zu Besuch.
Als Frau Wang eines Tages mit ihrem Enkel die Treppe hinunterging und ein Paket abholen wollte, wurde sie von mehreren Beamten umringt, die rund 1.600 Kilometer aus Wangs Heimat Shaoxing angereist waren. Der kleine Junge hatte Angst und weinte. Sein britischer Vater war ebenfalls erschrocken. Die Beamten brachten Frau Wang zurück nach Shaoxing, wo sie in einer Gehirnwäsche-Einrichtung inhaftiert wurde.
Auch nach ihrer Entlassung hörten die Behörden nicht auf, Frau Wangs Alltag zu überwachen und sie zu schikanieren.