Bereits auf 465 Universitätsgeländen in 123 Ländern weltweit gibt es Konfuzius-Institute. Aber mit der Zunahme der Zahlen wächst auch die Besorgnis westlicher Akademiker, welche meinen, dass das Projekt eine ernsthafte Bedrohung für die Gedanken- und Meinungsfreiheit in der Bildung darstellt. Daher riefen bereits Ende 2014 sowohl die Canadian Association of University Teachers als auch die American Association of University Professors (AAUP) alle Universitäten auf, die Partnerschaften mit Konfuzius-Instituten zu beenden.
„Konfuzius-Institute funktionieren als Arm des chinesischen Staates und haben die Erlaubnis, die akademische Freiheit zu ignorieren“ schreibt etwa die „American Association of University Professors“. Der mehr als 70.000 Mitglieder umfassende kanadische Verband der Hochschullehrer bezeichnete die Konfuzius-Institute als „politische Waffen“ des chinesischen kommunistischen Regimes.
Dies wird auch in einem BBC- Interview BBC-Interview/world-asia-china mit Frau Xu Lin, der Leiterin der Agentur Haban in China deutlich. Die Agentur hat die Aufgabe, das Erlernen der chinesischen Sprache im Ausland zu fördern und ist für die Konfuzius-Institute zuständig. Aber in den zehn Jahren, die Frau Xu die Leitung innehat, „war diese Mission mit einem weiteren außenpolitischen Ziel verbunden: dem Bestreben, China zu einer kulturellen Supermacht zu machen, und nicht nur zu einer wirtschaftlichen“, meint der Reporter John Sudworth von BBC.
Aufgabe der Glaubensfreiheit als Preis für einen Lehrauftrag
Seit 2004 unterstützt China ausländische Universitäten mit großzügigen Geldbeträgen bei der Einrichtung von Sprach- und Kulturzentren, den Konfuzius-Instituten. Neben dem Bargeld stellt Peking chinesische Lehrer zur Verfügung. Dies macht sie besonders attraktiv für kleinere Universitäten und Schulen, die nicht in der Lage sind, ihre eigenen, unabhängigen chinesischen Programme zu finanzieren.
Wie sich in dem BBC Interview deutlich herausstellte, müssen die Lehrenden aber bei sensiblen politischen Fragen wie die Unabhängigkeit von Taiwan und dem Thema Tibet klar die Meinung der KPCh vertreten. Und nicht nur das - neben ständigem Rapport nach China müssen die Lehrenden bereits bei Unterzeichnung des Vertrages mit ihrer Glaubensfreiheit als Preis für den Lehrauftrag bezahlen. So müssen sie beispielsweise versichern, dass sie nicht die Meditationspraxis Falun Gong praktizieren.
Wie sehr die offizielle Seite diese Themen vermeidet zeigte sich auch im BBC Interview, als Frau Lin in einem befehlshaberischen Ton darauf drängte, dass Teile des Interviews gelöscht werden. Sie selbst gab im Interview sogar zu, in einem Vorfall in Portugal eigenhändig das Konferenzprogramm der European Association for European Studies „zensuriert“ zu haben, indem sie die chinesischen Mitarbeiter des Konfuzius-Instituts beorderte, ihr missliebige Seiten herauszureissen und so wieder aufzulegen – namentlich solche Seiten, die die taiwanesische Konkurrenz betrafen, welche ebenfalls als Sponsoren vertreten waren.
Europa, Kanada und Amerika beginnen die Tore für Konfuzius-Institute zu schließen
2013 wurde das Konfuzius-Institut der McMaster Universität in Toronto geschlossen, weil das Institut nur dem Regime genehme Lehrer einstellen wollte.
Hunderte von betroffenen Eltern und Menschenrechtsaktivisten demonstrierten zuvor gegen die Partnerschaft mit den Konfuzius-Instituten. Viele trugen schwarzes Klebeband über dem Mund, um die Zensur des chinesischen Regimes zu symbolisieren.
Im September 2014 folgten University of Chicago als auch die Pennsylvania State University diesem Beispiel.
Auch das Konfuzius-Institut in Stockholm wurde im Juni 2015 geschlossen. Daraufhin überlegten auch Länder wie die Schweiz diesem Schritt zu folgen.
Der Asien-Experte Ulrich Delius der Gesellschaft für bedrohte Völker begrüßte diese Schritte in Europa und meinte:
„Dies sollte ein Signal für deutsche Universitäten sein, kritisch zu hinterfragen, ob die enge Kooperation zwischen Fakultäten der Sinologie und Konfuzius-Instituten nicht die Unabhängigkeit von Wissenschaft und Lehre gefährdet“.
Quellen:
BBC-Interview-world-asia-china
Huffingtonpost-in-the-name-of-confucius
GfbV-Universitaet-stockholm-schliesst-chinesisches-konfuzius-institut
Epochtimes-kanadischer-schulverband-legt-kooperation-auf-eis