Das „Wall Street Journal“ (WSJ) berichtete am 5. Feber 2019 in einem Kommentar über Chinas Handel mit Organen von Glaubensgefangenen.
Die Opfer, so der WSJ-Artikel, sind Falun Gong-Praktizierende, Uighuren, tibetische Buddhisten und Hauschristen. Chinesischen Patienten wie auch Ausländern werde versprochen, innerhalb weniger Tage passende Organe bekommen zu können.
Der ehemalige kanadische Staatssekretär und Staatsanwalt David Kilgour, der Rechtsanwalt David Matas, der amerikanische Journalist Ethan Gutmann und ein Team von Ermittlern bestätigten laut WSJ die auffällig kurzen Wartezeiten in einem bereits 2006 erschienen Untersuchungsbericht namens „Blutige Ernte“.
Der Autor des Artikels, Benedict Rogers, fragt: „Woher kommen die Organe?” China behauptet, über das ‚größte freiwillige Organspendersystem in Asien‘ zu verfügen und hat nach eigenem Bekunden 2015 die Nutzung von Gefangenen für Organtransplantationen eingestellt. Traditionell gesehen ist es für Chinesen aber unüblich, Organe zu spenden. Jährlich gibt es jedoch 60.000 - 100.000 Organtransplantationen in China.
Transplantationszahl weniger Krankenhäuser übertrifft bereits die offiziell angegebene Gesamtzahl an Organtransplantationen
Kilgour und Matas untersuchten genauestens die Dokumentation von Transplantationen in Krankenhäusern: Allein die Transplantationsabteilung im Tianjin First Center führt jährlich mehr als 6.000 Transplantationen durch, und die Autoren des Berichts „verifizierten und bestätigten 712 Krankenhäuser, die Leber- und Nierentransplantationen durchführen“, schreibt das WSJ.
Chinas Zahlen würden also nicht stimmen, so Rogers. Um Patienten in Hunderten von Krankenhäusern innerhalb weniger Tage gesunde, passende Organe zur Verfügung zu stellen, müsse es mehr freiwillige Organspender pro Jahr geben als die jetzigen mehrere Tausende. Die Schlussfolgerung: Es müsse eine zusätzliche Organquelle geben.
Selbst Organentnahmen von zum Tode verurteilten Häftlingen könnten, dem WSJ-Artikel zufolge, die hohe Zahl an Organtransplantationen nicht erklären. Zumal China seit 2015 offiziell keine Organe mehr von diesem Personenkreis nutzen will.
Ungewöhnliche medizinische Untersuchungen bei Glaubensgefangenen
Ein Indiz, dass diese Schlussfolgerung von Fakten untermauert ist, sind die Aussagen ehemaliger Häftlinge, die ebenfalls aus Gewissensgründen inhaftiert waren. Sie berichteten von Bluttests und ungewöhnlichen medizinischen Untersuchungen, denen sie im Gefängnis unterzogen wurden.
Der Untersuchungsbericht von Kilgour, Matas und Gutmann behauptet, dass die Testergebnisse in einer Datenbank gesammelt werden. Diese so entstandene Organbank von Lebenden könne die kurzen Wartezeiten und die hohe Verfügbarkeit von Organen auf Anfrage erklären, meint Rogers.
Krankenhäuser bestätigen Verfügbarkeit von Organen von Falun Gong-Praktizierenden
Im Jahr 2006 gaben sich chinesischsprachige Ermittler als Organkäufer aus und fragten direkt nach, ob Organe von Falun-Gong-Praktizierenden für eine Transplantation verfügbar wären. Krankenhäuser in ganz China bestätigten, dass sie über solche Organe verfügen. Dies wäre „kein Problem“.
Dann berichtet Rogers von Dr. Enver Tohti, einem ehemaligen Chirurgen aus Xinjiang, der 1995 im britischen, irischen und europäischen Parlament aussagte, einem Gefangenen gewaltsam Organe entnommen zu haben.
Chirurg: „Er sagte mir, ich solle die Leber und zwei Nieren entfernen“
Rogers zitiert den Chirurgen:
„Uns war gesagt worden, wir sollten hinter einem Hügel warten und dann zu dem Feld dahinter kommen, sobald wir den Schuss gehört hatten“, erinnert er sich. „Einen Moment später gab es Scüsse. Nicht einer, sondern viele. Wir stürzten zu dem Feld. Ein Polizist zeigte dann auf einen Körper und sagte: „Dieser hier ist es. Dann tauchte unser Chefchirurg wie aus dem Nichts auf und sagte mir, ich solle die Leber und zwei Nieren entfernen.“
Laut Dr. Tohti war die Wunde des Mannes nicht unbedingt tödlich. Aber Dr. Tohti folgte der Anweisung und entfernte die Leber und Nieren, während das Herz des Mannes noch schlug.
Unabhängiges Tribunal in London ist sich sicher: Organraub findet statt
Am 10. Dezember erließ das unabhängige Gremium “China Tribunal” ein bemerkenswertes Zwischenurteil: Das „China Tribunal“ ist sich „gewiss – einstimmig und ohne jeglichen Zweifel, dass in China die Zwangsentnahme von Organen bei Gewissensgefangenen seit langer Zeit praktiziert wird, wobei eine sehr große Zahl von Opfern betroffen ist“.
Wenn China eine Erklärung/Antwort hat, würde ich sie gerne ören“, heißt es von Rogers in dem WSJ-Artikel abschließend. Der Autor des Original-Artikels, Benedict Rogers, arbeitet für die Menschenrechtsorganisation CSW im Bereich Ostasien. Gleichzeitig ist er Stellvertretender Vorsitzender der Menschenrechtskommission der britischen Konservativen Partei und Berater der internationalen Vereinigung zur Beendigung des Organraubs in China (ETAC).
Original-Artikel des „Wall Street Journal“: „The Night- mare of Human Organ Harvesting in China“