Die symbolische Kraft des chinesischen Neujahrsfestes liegt im Untergang des alten Schlechten und des darauf folgenden Neubeginnes. Immer wieder traten in der Vergangenheit anläßlich dieses Festes Praktizierende am Tiananmen Platz auf, um für ein Ende der Unterdrückung zu appellieren. Auch heuer können hunderttausende Falun Gong Praktizierende das Neujahrsfest nicht mit ihren Familien feiern, weil sie eingesperrt, zwangspsychiatriert oder in Polizeistationen gefoltert werden.
Das heurige Neujahrsfest hat allerdings noch einen besonderen Aspekt. Langsam dringen Lichtstrahlen durch die dunklen Wolken der Verfolgung von Falun Gong Praktizierenden hindurch. Die Falun Gong Bewegung in China auszurotten ist gescheitert. Die chinesische staatliche Darstellung (Propaganda) über Falun Gong wird im Westen immer mehr angezweifelt. Weltweit werden zunehmend rechtliche Schritte gegen den ehemaligen Staatschef Jiang Zemin und seine Mitverantwortlichen unternommen. Chinesische Politiker die sich auf Auslandsreise begeben und die für die schweren Verstöße gegen die Menschenrechte verantwortlich sind, können fast sicher mit Anzeigen rechnen.
Einladenden Politikern standen manchmal unangenehmen Situationen gegenüber: so fragten die finnischen Medien die dortige Regierung offen, warum eine Person wie Luo Gan (Mitglied des Zentralkomitees) mit einem derart erschreckenden Menschenrechtshintergrund überhaupt eingeladen wurde. Der finnische Justizminister Johannes Koskinen versuchte daraufhin die Blamage abzuwenden, indem er den "Staatsbesuch" zum "nicht offiziellen Festspielbesuch" umdeklarierte.
Auch in Amerika kam es mittlerweile zu rechtskräftigen Verurteilungen von Mitverantwortlichen an der Verfolgung. Derartige Umdeklarationen und Verurteilungen sind offene Schläge ins Gesicht Jiang Zemins. Sie signalisieren die zunehmende westliche Einstellung, sich nicht mehr mit den chinesischen Menschenrechtsverletzern abgeben zu wollen. Somit fällt dem Hauptverantwortlichen für die Verfolgung das Leugnen der von ihm begangenen Verbrechen im eigenen Land immer schwerer.
Und auch in China selbst verändert sich die Lage langsam, aber sicher. Vereinzelt blockieren Institutionen indirekt die staatlichen Weisungen zur Verfolgung. Flugzettelaktionen, mit denen die chinesischen Praktizierenden versuchen, die Bevölkerung über die Tatsachen zu informieren, zeigen Wirkung. Berichten aus China zufolge gibt es Regionen, wo einige Falun Gong Praktizierende aus den Lagern entlassen wurden, weil die Verantwortlichen entweder die Inhaftierung nicht mehr mit ihrem Gewissen vereinbaren konnten oder in der Öffentlichkeit nicht als Folterknechte dastehen wollten.
Das chinesische neue Jahr, das heuer am 22.01.2004 beginnt, ein Fest der Zuversicht und Symbol des Neubeginnes, könnte diesmal für China wirklich ein Fest der Hoffnung werden.