Vom 2. bis 5. Mai 2004 besuchte der chinesische Premierminister Wen Jiabao mit einer Delegation Deutschland zur "Vertiefung der wirtschaftlichen Beziehungen" zwischen China und der EU. Es folgten Aufenthalte in Belgien, Großbritannien und Irland. An allen diesen Stationen wurde er von Falun Gong Praktizierenden willkommen geheißen, die parallel zu seiner Begrüßung forderten, dass Jiang Zemin vor Gericht gestellt werde.
Nach seiner Ankunft in München und einem Besuch auf einem Bauernhof in Freising traf sich Wen Jiabao schon am nächsten Tag mit Kanzler Schröder in Berlin. In der Nähe des Kanzleramtes konnten die Besucher aus dem "Land der Mitte" die appellierenden Falun Dafa Praktizierenden sehen. Sowohl am Abend des zweiten Tages des Staatsbesuches, als auch am Dienstag Vormittag hielten die Praktizierenden eine Mahnwache vor der Unterkunft Wen Jiabaos in Berlin, dem Hotel Adlon, ab. Ebendort war zwei Jahre zuvor auch Jiang Zemin bei seinem Besuch in Deutschland abgestiegen und drohte sofort abzureisen, wenn nicht alle Falun Gong Praktizierenden aus dem Hotel entfernt würden. Damals beugte sich Deutschland dem Druck Jiangs: sowohl gegen die Grundmenschenrechte, als auch gegen deutsches Recht verstoßend führten Beamte des BKA Praktizierende in Handschellen aus dem Hotel ab. Erst am 26.04.2004, mehr als zwei Jahre später, gestand das Innenministerium ein, damals falsch gehandelt zu haben.
Eine halbe Stunde bevor der chinesische Premierminister Wen Jiabao am Dienstag von seinem Besuch bei Bundespräsident Johannes Rau im Schloss Bellevue zurück ins Hotel Adlon kam, waren dort zwei Busladungen junger Chinesen angekommen um ihn mit lauten Zurufen entsprechend zu empfangen. Dazu schrieb die Berliner Zeitung am 05. Mai 2004 trocken: "Gestern haben sie die Chinesen mit den Fahnen in zwei Gruppen aufgeteilt. Die einen standen vor den Falun Gong Leuten, die anderen vor den Tibet - Aktivisten."
Aber es genügte wohl nicht, die Praktizierenden zu verdecken. Laut Aussage der deutschen Polizei behauptete die chinesische Delegation nämlich, die chinesischen Spruchbänder seien beleidigend: angeblich hießen die chinesischen Schriftzeichen nicht "Bringt Jiang vor Gericht", es werde vielmehr gefordert, ihn zum Tode zu verurteilen. Doch diesmal wurde dem Drängen der chinesischen Delegation, die Praktizierenden zu entfernen, nicht nachgegeben. Die deutsche Polizei ließ einen eigenen Übersetzer kommen, der bestätigte, dass der chinesische Text genau das selbe wie die deutsche Übersetzung bedeutete. Trotzdem beharrte die Delegation weiterhin auf ihrer Behauptung.
Zu diesem Vorfall meinte ein anwesender Psychiater "...dass dies eine typische Verhaltensweise sei, welche [...] zeige, dass (sie) sich sehr klar über die Konsequenzen ihrer Taten im Hinblick auf Internationales Recht sind."