Am 2. Oktober 2004 veranstalteten Praktizierende eine Folterausstellung am Stephansplatz. Ihr Ziel war es, Touristen und Wienern die Verfolgung in China zu verdeutlichen. Der überwiegende Anteil der Leute reagierte mit Betroffenheit.
Im Zentrum Wiens wälzt sich zwischen Artisten und Musikanten eine unüberschaubare Menschenmenge aus Touristen und Einheimischen um den warmen Herbsttag zu nutzen. An manchen Stellen, auf der großen Fläche vor dem Stephansdom, einem der Wahrzeichen Wiens, wird der Platz schon recht eng und man hat manchmal Probleme das eigene Wort zu verstehen.
An einer gut einsichtigen Stelle ist es anders: die ohrenbetäubende Musik kommt von nebenan, die Leute hier verhalten sich ruhig. Zu einer angenehmen Hintergrundmusik heben und senken sich gemächlich die Arme der Übenden. Ein paar Falun Gong Praktizierende in Gelb informieren Passanten, andere teilen Informationsmaterial aus. Es ist in dem Trubel ein Ort der Stille - mit einer friedlichen Atmosphäre. Und doch ist das, was hier noch zu sehen ist, wirklich aufsehenerregend: ein chinesischer Polizist, mit einer Zigarette im Mund, marschiert vor zwei blutigen Folteropfern mit einem Elektrostab auf und ab. Darüber ist ein Banner zu sehen mit "das passiert in diesem Moment in China...", und unmittelbar daneben mit einer Friedenstaube: "Gemeinsam für ein Ende der Verfolgung von Falun Gong in China!"
Oft ändert sich der vorher noch fragende Gesichtsausdruck der Vorbeigehenden nach dem Anblick der Folterszenen zu Betroffenheit, manchmal auch zu Entsetzen. Immer wieder bildet sich hier ein Ring aus Zusehern, um die Folterszene zu beobachten und, sehr oft auch, um zu fotografieren. Viele Passanten stehen vor Plakaten, auf denen die örtlichen Praktizierenden über Hintergründe und Details der Verfolgung in China berichten. Andere steuern gleich den Infotisch oder einen Praktizierenden an, um weitere Informationen zu bekommen. Ungewöhnlich viele werden heute, aus eigenem Antrieb, die Petitionsliste unterschreiben. Mittlerweile haben die Musikanten von nebenan zu spielen aufgehört und kommen auch, um die Folterszenen zu betrachten.
"Oh Gott!" murmelt eine Dame in den Fünfzigern mit schreckensweit offenen Augen, nachdem sie die Folteropfer erblickt hat. "Das passiert dort! Hier sieht man, wie glücklich wir in Österreich sind" erklärt ein Familienvater seinen Kindern während er auf die Folterszene zeigt. "English?", "Italiano?", "Francais?", "Espagnol?" bitten heute immer wieder auch Touristen um Informationen.
Eine jüngere Dame beginnt beim Anblick der Folterszene zu weinen. Nachdem sie sich gefangen hat läßt sie sich am Infotisch noch Zusatzinformationen geben und unterzeichnet die Petition. Eine ältere Dame im Rollstuhl mit Pudel auf dem Schoß möchte sich nichts entgehen lassen. Ein junger Herr (im Bild hinter dem Folteropfer telefonierend am Boden sitzend) liest gleich vor Ort die Infomaterialien.
"Was mir besonders gut gefallen hat" meint Maria, eine Praktizierende aus Graz "ist, dass manche so lange gewartet haben, und nicht früher gehen wollten, bis sie von mir eine Zeitung mit Informationen zu Falun Gong erhalten haben".