Eine Praktizierende aus Österreich gibt einen Einblick in das Praktizieren von Falun Gong vor und nach dem Beginn der Verfolgung dessen in China.
"Ich habe Falun Gong im Frühling 1998 von einem Freund kennen gelernt. Was mich besonders bei Falun Gong beeindruckte, war, dass ich von allen Praktizierenden akzeptiert worden war wie ich war, die Atmosphäre war auch sehr freundschaftlich. Ich fühlte mich in dieser Umgebung einfach sofort wohl. Anfangs machten ich und Freunde die Qigong-Übungen privat zu Hause. Da es jedoch in China üblich ist, Qigong-Übungen im Freien zu machen, entschieden wir uns, für die Übungen einen Park aufzusuchen.
Es wurden auch regelmäßig Treffen abgehalten, bei denen man gemeinsam die Übungen machte und sich über die Lehre von Falun Gong, die im Buch "Zhuan Falun" zusammengefasst ist, austauschte. Das half mir besonders zu Beginn sehr beim Verstehen so mancher Dinge, die mir als "Westler" schon recht fremd waren. Ansonsten führt jeder sein Leben normal weiter. Manche Menschen machen in ihrer Freizeit Gymnastik, gehen ins Fitness-Center oder betreiben verschiedene Sportarten - ich meditiere in meiner Freizeit. Außerdem versuche ich im Alltag jetzt ruhiger an Aufgaben heranzugehen, bei Problemen Ruhe zu bewahren und Fehler bzw. Ursachen zuerst bei mir selbst zu suchen. Ich versuche einfach, ein aufrichtiger und guter Mensch zu sein.
Die positiven Veränderungen konnten damals schon viele meiner Freunde und Verwandten wahrnehmen. Als ich ihnen mitteilte, dass Falun Gong dies bewirkt hatte, wollten sie natürlich mehr über Falun Gong erfahren.
Mitte 1999 hörte ich plötzlich davon, dass Tausende Gleichgesinnte in China verhaftet wurden, einfach so, in einer Nacht-und-Nebelaktion. Dann erfuhr ich auch, dass bereits einige Falun Gong Praktizierende in Polizeigewahrsam zu Tode gefoltert worden waren. Freunde und Verwandte, die wussten, dass ich Falun Gong praktizierte, waren plötzlich unsicher, ob an Falun Gong auch wirklich nichts Schlechtes dran wäre, wenn die Leute in China schon deswegen verhaftet werden. Da ich zu der Zeit Falun Gong nun schon seit über einem Jahr kannte, und auch viele andere Praktizierende - sowohl westliche als auch Chinesen - kennen gelernt hatte, wusste ich, dass das, was in China vor sich ging, nicht richtig war. Ich konnte da nicht einfach zusehen, wie Menschen, die an Gutes glauben, gefoltert - ja sogar getötet - werden. Noch dazu wurde Chinas Anti-Falun-Gong-Propaganda sogar weltweit und auch hier in Österreich verbreitet.
Anderen Praktizierenden hier in Österreich ging es ähnlich wie mir. So sind wir eines Tages hinausgegangen, um die Verfolgung aufzudecken und die Öffentlichkeit über die immensen Menschenrechtsverletzungen zu informieren. Wir wussten, wenn wir Praktizierende, die über die Materie Falun Gong am besten Bescheid wussten und auch aus erster Hand durch Verwandte und Freunde aus China Informationen über die Verfolgung bekamen, nichts unternehmen würden, wer sonst würde dann etwas machen? Nachdem wir dann bereits einige Informationsveranstaltungen und Unterschriftenaktionen gemacht hatten, habe ich erkannt, dass mir das eigentlich auch sehr viel bei meiner Umsetzung der Prinzipien von Falun Gong - "Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht" - geholfen hat. Eigentlich alles im Leben, positive sowie negative Ereignisse, kann man dazu verwenden, um sich selbst und sein Verhalten diesen Grundsätzen entsprechend zu verbessern.
Die Verfolgung von Falun Gong ist gerade deswegen so unglaublich schrecklich, weil sie gegen die Menschen gerichtet ist: viele Menschen wurden gefoltert oder sogar getötet. Hier im Westen sind die Auswirkungen der Verfolgung nicht so deutlich spürbar, in China jedoch hat sie den Menschen ihre Lebensgrundlage genommen. Durch die Zusammenarbeit und die neuen Situationen, denen wir gegenüber standen konnten ich viele Mängel bei mir selbst erkennen, was mich persönlich reifen hat lassen. Das wichtigste ist einfach, dass man sich in jeder Situation aufrichtig, ehrlich, freundlich, gutherzig, nachsichtig und tolerant verhält."