In einem offenen Brief an Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao und Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao fordert der hohe Funktionär Wang Zhaojun einen offenen Dialog zwischen Regierung und Bürgern, eine demokratische konstitutionelle Regierungsform, Glaubens-, Rede- und Meinungsfreiheit, Verstaatlichung der bisher von der kommunistischen Partei Chinas (KPCh) geführten Armee, sowie das Ende der Verfolgung von Falun Gong in China.
"In der chinesischen Gesellschaft sind mehrere Bomben verborgen. ..., manche [könnten] sofort explodieren. Wir müssen uns mit diesen auseinandersetzen!" So beginnt der offene Brief den Wang,
ständiges Mitglied der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes und Vorstandsvorsitzender der "Anhui Guobao Group Co.", kurz nach dem 17. Parteitag an die zwei mächtigsten Männer des Landes schickte. In seinem Schreiben stellte Wang diverse kritische Situationen der chinesischen Gesellschaft dar, wie etwa die schwerwiegende Inflation und die von sozialen Ungerechtigkeiten herrührende Instabilität der chinesischen Gesellschaft. Er wies auf die Luftblase der chinesischen Börse und des Immobilienmarktes hin und analysierte systematisch das Rätsel des andauernden hohen Wirtschaftswachstums, die Ohnmacht der völlig korrupten kommunistischen Regierung sowie das riesige gesellschaftliche Defizit.
Unter dem Aspekt der Glaubensfreiheit schreibt er: "Um die Alleinherrschaft der KPCh fortzusetzen, bezeichnete Deng Xiaopings Nachfolger, Jiang Zemin, nach dem 4.-Juni-Massaker von 1989 [am Platz des Himmlischen Friedens] alle Organisationen die nicht zum System der KPCh gehören, als 'Faktor der Unstabilität' die im Keim erstickt werden sollten. Deshalb hat er Falun Gong - eine Vereinigung von besonderes Qigong-übender Bürger - als Sündenbock genommen, um die anderen abzuschrecken. Das ist offensichtlich eine Unterdrückung, die nicht nur auf Falun Gong ausgerichtet ist, sondern eine Verfolgung gegen das gesamte Volk! Daher muss die Verfolgung gegen Falun Gong sofort beendet werden und der Staat soll den Opfern Schadenersatz leisten. [...] Die Initiatoren und die Entscheidungsträger für die Verfolgung sollen strafrechtlich verfolgt werden."
Seit er diesen Brief veröffentlicht hat, steht sein Telefon nicht mehr still. "Die bisherigen Anrufe, SMS, EMails, sowohl aus Übersee als auch vom Innland, sind Unterstützungsstimmen. Dass diese Sache so schnell geht und eine so starke Reaktion auslöst, habe ich nicht erwartet", sagt Wang, der felsenfest daran glaubt, dass er genau das anspricht, was die Masse der chinesischen Bevölkerung auch sagen möchte. Eingedenk der brutalen Niederschlagung des Protestes in Birma meint er jedoch in einem Interview: "Wir sollen dem diktatorischen Regime keine Ausrede schaffen, das Feuer zu eröffnen, uns zu verbieten und niederzuschlagen." Stattdessen regt er an, SMS zu versenden, die Links zu Software gegen die Internet-Blockade enthalten und als Zeichen der Unzufriedenheit Kleidung, Haus oder Auto mit blauer Farbe zu schmücken, was die chinesischen Medien und die Online-Welt mittlerweile als "Chinas blaue Revolution" bezeichnen. Wang ist der Meinung, dass die Stellungnahme jedes Einzelnen der beste Weg ist, eine blutige Niederschlagung zu vermeiden. "Wir sollten unseren gemeinsamen Wunsch und unsere gemeinsamen Aufforderungen mit felsenfestem Willen ununterbrochen weit verbreiten. Das ist auch nach dem chinesischen Gesetz erlaubt."