Am Palmsonntag, den 5. April, gastierte die Show: "Shen Yun - Divine Performing Arts World Tour" zum zweiten Mal in Folge in der Wiener Stadthalle. Shen Yun, was übersetzt göttliche Schönheit heißt, ist eine Produktion aus New York und konnte schon in 70 Kulturmetropolen der Welt bejubelt werden. Das Ziel der Gruppe ist es, die 5000 jährige Kultur Chinas wieder aufleben zu lassen, die während und nach der Kulturrevolution von der chinesischen Kommunistischen Partei zerschlagen worden war. Und die "göttliche Schönheit" wurde ihrem Namen gerecht: Mit brillanter Mischung aus Schönheit, Kraft und Anmut breitete sie einen Fächer aus fließender Bewegung, Trommeln, Tanz und Musik eingebettet in erhellende Geschichten aus der reichen chinesischen Tradition und gekleidet in wunderschönen originalgetreuen Kostümen, vor den hingerissenen Zuschauern aus.
Viele dieser Zuschauer waren ganz fasziniert von den Farben der Kostüme und des Bühnenbildes. Vor allem das Zusammenspiel von Orange- und Gelbtönen sowie von Blau - und Türkiestönen sprach die Menschen an. "Die Abstimmungen waren einfach unglaublich. Die Choreographien waren wirklich sehr schön," konnte man immer wieder hören. Die Harmonie der Bewegungen, die grazile Ästhetik der Tänzerinnen und die kraftvolle Eleganz der Tänzer schlugen alle in ihren Bann. Ein Besucher im Originalton: "...sehr beeindruckend, ein guter Querschnitt und ein ungeschminkter Überblick über die chinesische Tanz- und Musikkultur. Es war überraschend, dass sehr viele Sachen ganz anders geklungen haben, als diese, die wir sonst immer hören ... Hier klingt es viel besser eigentlich und viel beeindruckender (lacht)." Die Anmut der Darbietungen steht im krassen Gegensatz zu dem was man sonst zu sehen bekommt, konnte man hören. "Bei uns ist es rasanter, nackter, direkter - hier ist alles fließend, es ist ruhiger, es ist angenehmer für das Auge und es werden andere Kräfte in einem stimuliert. ... Es sind durchwegs Herzkräfte, wie Schönheit, Harmonie und auch Anmut." Auch die Sänger hinterließen einen bleibenden Eindruck. Ein pensionierter Bezirksschulinspektor schwärmte: "Das Auftreten war so besonders, und die Stimmen und die Gestik haben mir ungemein gut gefallen. Es ist nicht übertrieben. Es kommt eine vornehme Zurückhaltung zum Ausdruck und eine Hingabe an das Publikum - nicht eine Forderung an das Publikum für sich selbst. ... bei uns ist der Sänger der Star - er reißt das Publikum an sich - hier ist es eine Darbietung: Ich schenke Euch etwas."
Viele der gezeigten Darbietungen befassten sich mit Mythen und Lehren aus dem alten China, die aus dem buddhistischen, daoistischen und konfuzianischen Hintergrund zu verstehen sind. Jedoch scheint es hier kein "Verständnisproblem" und keine "Kulturbarriere" gegeben zu haben. "Die Thematik der Verwandlung - dass ein Mensch verwandelt wird, dass ein Mensch zu höheren Erkenntnissen hingeführt wird, zu einer Art göttlichen Erkenntnis. Das ist ja bei uns ganz ähnlich," hieß es dazu. Auch die Stücke, welche sich mit der momentanen Situation in China und der dortigen Verfolgung von Falun Gong beschäftigten, wurden - zum Teil mit großer Erschütterung - gut angenommen. Eine Ärztin dazu: "Der spirituelle Hintergrund war sehr deutlich zu spüren. Ich komme ursprünglich auch aus einem kommunistischen Land, aus Ungarn. Und dass die Brutalität gezeigt worden ist, in diesem [dort] herrschenden Regime, hat mir gefallen. Da war ich auch sehr betroffen!" Die Menschen konnten sehr deutlich den Mut, die Kraft und die Standhaftigkeit derjenigen, die hinter diesen Geschichten stehen, spüren, aber auch die Barmherzigkeit und Toleranz, sowie ihre Bereitschaft zur Vergebung.