Für den chinesischen Dissidenten und Dichter Liao Yiwu bedeutet Freiheit mehr als die Möglichkeit, zu reisen und persönliche Ziele zu verfolgen. „Ich verstehe darunter, in freiem Geiste seine eigene Geschichte erzählen zu dürfen. Aber so etwas halten unsere Politiker nicht aus“, sagte Liao am Freitagabend vor 250 Zuhörern auf dem Harbour Front Literaturfestival Hamburg. Es war der erste Auslandsauftritt des 52Jährigen.
Nach dem niedergeschlagenen Aufstand am TiananmenPlatz 1989 war Liao – unter anderem für sein Gedicht „Massaker“ – vier Jahre inhaftiert worden. Zuletzt hatte er binnen eines Jahrzehnts 14 vergebliche Reiseanträge gestellt. „Westliche Reisende und die chinesische Staatsmacht singen immer nur das Lied, wie wundervoll die Entwicklungen bei uns sind“, kritisierte der in seiner Heimat verbotene, aber durch Raubkopien weit verbreitete Autor in Hamburg. „Meine Literatur wirkt wie ein Stachel im Herzen der Politiker.“(...)
(Quelle: Online Focus v 18.9.10)