Am Nachmittag des 13. Juli 2011 fand die Berufungsverhandlung gegen den Rechtsanwalt Zhu Yubiao, in der Stadt Guangzhou statt. Die Richter verurteilten ihn zu zwei Jahren Haft. Seine Mutter, die bereits über siebzig ist, stellte sich vor den Richter und tadelte das Gericht, weil es sich nicht souverän verhalten habe, sondern den Befehlen des Büro 610 gefolgt sei und bezeichnete dieses Verhalten als Schande für die Justizbehörden. Der Vorsitzende Richter wusste darauf nichts zu erwidern!
Herr Zhu ist Rechtsanwalt und erhielt seinen Masterabschluss für Rechtswissenschaften an der Sun Yat-sen-Universität. Er ist ein mutiger Mann mit hohem Verantwortungsbewusstsein, der oft benachteiligte oder sozial schwache Personen verteidigte und sehr wenig oder gar kein Honorar dafür verlangte. Sogar die Medien berichteten über seine guten Taten.
In den Jahren 2005 bis 2006 verteidigte er erfolgreich drei Falun Gong-Praktizierende nach ihrer rechtswidrigen Festnahme. Seine Verteidigungsplädoyers waren sehr gründlich recherchiert und trafen genau den wunden Punkt des Justizsystems. Um ihn unter Druck zu setzen, beschuldigten ihn die Beamten des Justizministeriums als „Konterrevolutionär“.
Herr Zhu wurde schon einmal am 11. Februar 2007 in seinem Haus festgenommen und anschließend 18 Monate lang in einem Zwangsarbeitslager eingesperrt. Am Morgen des 18. August 2010 wurde Herr Zhu erneut zu Hause verhaftet. Die Verhandlung wurde über fast drei Monate immer wieder vertagt und das Gericht hielt die entsprechenden Ladungsfristen nicht ein. Die Familie wurde erst 3 Stunden vor Verhandlungsbeginn informiert! Die Beamten des Gerichts lehnten mehrmals einen Vertagungsantrag des Verteidigers, der an dem Verhandlungstag verhindert war, ab und nur seiner Mutter wurde gestattet, an der Verhandlung teilzunehmen; alle anderen Anwesenden waren Polizeibeamten.
Bei der vorausgegangen erstinstanzlichen Verhandlung am 5. Mai 2011 wurde selbst seine Mutter daran gehindert, an der Verhandlung teilzunehmen. An diesem Tag kamen etwa ein Dutzend Agenten des Straßenkomitees von Zhongda und des Büro 610 zu ihr nach Hause und forderten sie auf, mit ihnen an einen weiter entfernten Ort zu fahren, um mit ihnen „Tee zu trinken.“ Sie ließen sie erst frei, als die Verhandlung vorüber war.
Die Verwaltungsagentur der Rechtsanwälte im Justizamt der Stadt Guangzhou behinderte die Arbeit des ersten Rechtsanwaltes, der Herrn Zhu verteidigen sollte, wo sie nur konnte. Aus Sorge um seine persönliche Sicherheit legte er dann, in Übereinstimmung mit der Familie des Beklagten, sein Mandat nieder.
Der zweite Rechtsanwalt, den sie danach beauftragt hatten, wurde rechtswidrig eingesperrt und durfte nicht mit der Familie Zhu kommunizieren. Das Gericht lehnte den Antrag auf seine Zulassung als Verteidiger ab, mit der alleinigen Begründung, dass sie, die Mutter von Herrn Zhu, Praktizierende des Falun-Dafa sei! Die alte Frau ließ trotzdem nicht locker. Nur aufgrund der massiven und hartnäckigen Bemühungen der Familie Zhu kam dieser Rechtsanwalt schlussendlich wieder frei und nahm sein Mandat wahr. Aber auch er konnte nicht verhindern, dass das Gericht sich dem massiven Druck des Büro 610 beugte. Man verurteilte Herrn Zhu zu einer zweijährigen Haftstrafe, die im Beijiang Gefängnis in der Provinz Guangdong vollstreckt wird. Gegen dieses Urteil legte er Berufung ein.