Auf den Befehl der Behörden, Falun Gong Praktizierende in großem Umfang festzunehmen, wurden am 9. Juni 2012 in der Stadt Tangshan mehr als 20 Menschen widerrechtlich verhaftet. Am Morgen des 9. Juni 2012 gaben das Büro 610 (eine eigens für die Verfolgung von Falun Gong geschaffene Gestapo-artige Behörde) der Stadt Tangshan, sowie das Komitee für Politik und Recht, den Befehl heraus, Falun Gong Praktizierende in großem Umfang festzunehmen.
An diesem Tag wurden insgesamt mehr als 20 Falun Gong Praktizierende in der Stadt Tangshan widerrechtlich verhaftet und ihre Wohnungen durchsucht.
Um etwa 6.00 Uhr morgens trafen die Polizisten der Polizeistation Kaiping im Wohngebiet Wenxin ein. Nichtsahnend hatte Wang Xiulan den Klopfenden die Tür geöffnet. Diese stießen sie grob zur Seite, stürmten die Wohnung und zerrten ihren noch schlafenden Ehemann Li Zhen – nur in Unterhosen bekleidet – auf die Straße. Ihre Schreie, „Kommt helft uns, im Zimmer 202 sind Räuber.“, verhallten jedoch nicht ungehört! Immer mehr Nachbarn versammelten sich vor dem Gebäude und als sie sahen, dass es um Li Zhen ging, versuchten sie die Polizisten von ihrem Vorhaben abzubringen. Als nichts half, bildeten sie zusammen eine „Menschen-Mauer“ um den Abtransport zu verhindern.
Li Zhen ist 58 Jahre alt und lebt in Zhongqu, Bezirk Kaiping, Stadt Tangshan. Er hat bei den Dorfbewohnern seit über zwölf Jahren einen sehr guten Ruf. Nachdem Jiang Zemin die Verfolgung von Falun Gong begonnen hatte, weigerte sich Li Zhen seinen Glauben aufzugeben. Er wurde mehrmals verschleppt und im Zwangsarbeitslager gefoltert. Im Jahr 2001 brachte man ihn in die Polizeiwache Kaping und sperrte ihn dort in einer Stahlfalle (1,2 Quadratmeter) ein. Danach kam er in ein Internierungslager und wurde dort über 9 Monate lang rechtswidrig festgehalten und gefoltert. Im Winter übergossen sie ihn mit 40 Kübeln kaltem Wasser, schlugen ihm ins Gesicht und entzogen ihm den Schlaf. Weitere Foltermethoden waren „langes Stehen“, auf einem Eisenstuhl sitzen, Haft in einem isoliertem Raum usw. Acht Monate später brachten sie ihn in die Gehirnwäsche-Einrichtung in Kaiping. Dort wurde er einen weiteren Monat lang misshandelt. Außerdem erpressten sie fünf Tausend Yuan von ihm. Durch die verschiedenen Arten von Folter erlitt er sowohl seelische, als auch körperliche Verletzungen.
Der halbnackte Li Zhen stand also barfuß da, mit Handschellen gefesselt, und sollte mit dem Polizeifahrzeug weggebracht werden. Viele Menschen weinten. Eine alte Frau zog einen Polizisten zur Seite und fragte ihn mit Tränen in den Augen: „Warum wollt ihr einen so sympathischen Menschen wegbringen?“ Die Dorfbewohner hoben Li Zhens Hilfsbereitschaft hervor und erzählten den Polizisten folgenden Vorfall: „Im Dorf Qianqu stürzte im Sommer 2010 eine Person in den Fluss. Viele Leute sahen den Ertrinkenden, aber niemand rettete ihn. Li Zhen fuhr gerade am Unglücksort vorbei, er stieg sofort von seinem Fahrrad ab und sprang samt Kleidung ins tiefe Wasser. Er rettete die Person und zog sie ans Ufer. Danach verließ er schnell den Ort, ohne seinen Namen zu hinterlassen.“„Würdet ihr Polizisten auch so handeln?!“
Wären dessen versuchten die Polizisten, die sich noch in der Wohnung befanden, seine Ehefrau mitzunehmen. In Ruhe erklärte diese ihnen: „Ich war früher sehr krank und durch die Kultivierung geht es mir gut. Was habe ich falsch gemacht? Falls ihr mich festnehmt, hinterlasst bitte eure Namen und den des Verantwortlichen.“ Die Polizisten bekamen plötzlich Angst und niemand nannte seinen Namen oder den des Verantwortlichen. Schließlich gaben sie ihren Plan auf.
Gegen 8.00 Uhr morgens kam ein weiteres Polizeifahrzeug an der Wohnung an. Der Leiter der Polizeistation stieg aus und beschimpfte die Polizisten: „Ihr hättet es früh morgens und heimlich machen sollen! Jetzt ist die Situation aufgeheizt und es herrscht eine schlechte Stimmung, zu viele Leute haben euch gesehen!“
Li Zhen wurde trotz Allem von über zehn Polizisten der Polizeistation Kaiping entführt. Viele Bewohner aus dem Wohngebiet blieben weiterhin vor Ort als die Polizeifahrzeuge bereits weg waren. Plötzlich schlug einer vor: „Hat jemand Papier und Stift? Wir können alle unterschreiben und für Li Zhen bürgen!“ Da viele seinen Vorschlag gut fanden, unterschrieben sie mit ihrem Namen und gaben sogar ihren Fingerabdruck ab. Insgesamt waren es 70 Leute, die für ihn bürgten. Ein Nachbar meinte: „Wenn andere Hilfe benötigten, hat Li Zhen immer geholfen. Jetzt braucht er uns, wir sollten ihm helfen.“ Ein weiterer Nachbar sagte: „Ganz gleich wer mich darüber befragt, ich werde die Wahrheit sagen!“
Christian Haenlein