Nachrichten über Falun Dafa und die Verfolgung in China

Herz, Leber, Niere: Wie Chinas KP-Politiker mit Organen schachern


Der in den USA lebende Experte für Menschenrechtsverletzungen in China und Autor des preisgekrönten Buches „Losing the New China“ gab am 16. August während seines Urlaubes in Österreich exklusive Interviews an österreichische Medien. Ebenso traf er sich mit einem Reporter-Team des Fersehsenders NTD, welcher seinen Sitz in New York hat und führender Berichtserstatter hinsichtlich unzensierter Nachrichten aus China ist.

Ethan Gutmann legte in seinem Gespräch mit APA seine Vermutung dar, dass Bo Xilai, der im April 2012 entmachtete KP-Spitzenpolitiker, in den illegalen Organhandel und die systematische Tötung von Falun Gong-Praktizierenden verwickelt gewesen sei. Seine Ehefrau Gu Kailai ist wegen Mordes an einem britischen Wirtschaftstreibenden angeklagt. Ethan Gutmann, der auch als Geschäftsmann einige Jahre in China tätig war, behauptete am Donnerstag in Wien:

„Alle Medien berichten über den Gerichtsfall Gu und es wird öffentlich darüber gesprochen. Das deutet darauf hin, dass es sich hier nicht um das wahre Thema handelt."

Ethan Gutmann hat in seinen Nachforschungen herausgefunden, dass zwischen 2001 und 2008 mindestens 65.000 Falun Gong-Praktizierende für Organentnahmen getötet wurden.

Gutmann vermutet, dass nicht nur Bo Xilais Hände hinter diesen blutigen Taten steckten, sondern auch weitere hohe KP-Funktionäre und Mitglieder des Politbüros in die Vorgänge verwickelt seien: Sicherheitschef Zhou Yongkang, der als starker Unterstützer von Bo Xilai galt, und Jiang Zemin, der ehemalige Chef der kommunistischen Partei Chinas. Jiang Zemin ist auch verantwortlich dafür, dass die Verfolgung von Falun Gong in China initiiert wurde.

Der Menschenrechtsexperte sprach auch über sein Buchprojekt, das nächstes Jahr auf dem Markt erscheinen soll und den Titel "Execution Ward" trägt. In diesem Buch möchte Gutmann die zuvor angesprochenen Vorgänge rund um die illegalen Organentnahmen an lebenden Falun Gong-Praktizierenden und die Mitschuld hochrangiger KP-Politiker an diesen Verbrechen aufdecken. „China ist eine Überwachungsgesellschaft. Wobei das Militär und die Parteimitglieder besonders überwacht werden. Es ist also höchst unwahrscheinlich, dass der Organhandel passiert ist, ohne dass die Regierung davon etwas mitbekommen hätte", betont Gutmann. Höhepunkt des Organhandels dürfte 2006 bis 2007 gewesen sein, danach gehen die Fälle zurück und nach 2008 wurden keine mehr bekannt. Seine Vermutung: Die Regierung habe die Vorgänge wahrscheinlich bis 2008 geduldet und anlässlich der Olympischen Spiele eingegriffen. „Wir wissen nicht, ob damit aufgehört wurde oder ob der Organhandel nun besser versteckt wird", bekennt Gutmann. „Es ist mir egal - die Vergangenheit muss aufgeklärt werden."

Gutmann, der übrigens einer der ersten war, die nachgewiesen haben, dass nicht nur Falun Gong- Praktizierende, sondern auch Tibeter und Uighuren und einige christliche Gruppen dem illegalen Organraub zum Opfer gefallen sind, ist nicht der einzige Experte, der diese unvorstellbaren Menschenrechtsverletzungen durch gezielte Nachforschungen aufdeckte. Auch der kanadische Jurist David Matas und sein Kollege David Kilgour befassten sich tiefgehend mit der Thematik und veröffentlichten 2006 einen Bericht mit dem Titel „Blutige Ernte“. Sie untersuchten Anschuldigungen des Organraubes an Falun Gong-Praktizierenden, wobei sie detailliert Indizien dafür auflisteten, dass in chinesischen Gefängnissen politischen Gefangenen Nieren, Leber, Herz, Lunge und Hornhaut entfernt werden, und das oft am lebendigen Leibe.

Gutman berichtet, dass der Handel mit Organen bereits in den 80er Jahren begonnen habe. Damals wurden quasi legale Operationen nach Exekutionen durchgeführt, in die die Häftlinge teilweise sogar selbst eingewilligt hatten. Im Laufe der Zeit wurden die Organentnahmen immer mehr institutionalisiert und systematisch durchgeführt. „Soweit wir sagen können, setzte der Wandel 1997 ein". In diesem Jahr tauchte der erste Fall von einem jungen politischen Häftling auf, der seiner Organe beraubt wurde. Nach dem Verbot der Meditationspraxis Falun Gong im Jahre 1999 stieg die Anzahl der in Zwangsarbeitslagern inhaftierten Falun Gong-Praktizierenden in einem rasanten Tempo an. Bereits im Jahre 2000 seien etwa die Hälfte der rund fünf Millionen Häftlinge, die es in jenem Jahr in China gab, Falun Gong-Praktizierende gewesen.

Julia Klavacs

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