Zu einem Paradebeispiel, wie die kommunistische Partei Chinas (KPC) andere Länder benutzt, zählt derzeit Russland: Brauchte die dortige Regierung wegen der wirtschaftlich schlechten Zeit dringend Devisen, kam die KPC mit einem verlockenden Angebot: Sie bot nicht nur Geld, sondern zusätzlich eine Allianz, in der Russland wieder etwas an Stärke gewinnen konnte. Aus dieser Konstellation ging 2001 der Freundschaftsvertrag zwischen Russland und China hervor.
In dem Vertrag wird unter anderem geregelt, dass Gruppen, die einer der beiden Staaten als gefährlich einstuft, auch im anderen Staat ohne weitere Überprüfung geahndet werden. Wegen der Verfolgung von Falun Gong in China konnten so auch Praktizierende in Russland schikaniert und in schlimmen Fällen nach China ausgeliefert werden. Dem unterzeichnenden Vertreter vonseiten Chinas, Jiang Zemin, ging es nämlich weniger um russische Rohstoffe, als vielmehr darum, die Verfolgung von Falun Gong auf andere Staaten auszuweiten.
Die Brüsseler Organisation Menschenrechte ohne Grenzen führt auf diesen Vertrag die derzeitige Situation in Russland zurück. Es handelt sich um einen Prozess, der weltweit in sehr wenigen Ländern zu halten wäre, da er der Gesetzgebung widerspricht. Das Gericht in Krasnojarsk hatte im Dezember 2011 das Hauptwerk von Falun Gong, das Zhuan Falun, als extremistische Literatur landesweit verboten. Dem vorangegangen war ein ähnliches Urteil im August 2008, das aber wieder zurückgezogen worden war. Das europäische Parlament verurteilte Russland scharf und verabschiedete im Jänner 2012 eine Resolution, in der „große Sorge“ wegen des Missbrauches der Gesetzgebung gegen den Extremismus ausgedrückt wird, einschließlich des „unsauberen Verbotes“ der Literatur von Falun Gong. Russische Praktizierende wollen jetzt beim des Präsidenten des russischen Obersten Gerichtshofes Berufung einlegen.
Die KPC profitiert von dem Verbot mehrfach. Einerseits hat sie jetzt einen starken Verbündeten, von dem fälschlicherweise behauptet werden kann, dass auch dort Falun Gong verboten ist – ein wichtiges Argument - standen der blutigen Verfolgung in China doch bisher mehr als 114 Länder gegenüber, wo Falun Gong nicht nur frei praktiziert wird, sondern verschiedene Regierungen die Meditationsart wegen der guten Auswirkungen oftmals auszeichneten. Hinzu kommt eine psychologische Stütze: Denn innerhalb und außerhalb Chinas wächst mit jedem Tag der Widerstand gegen eine Verfolgung, die nur mehr sehr schwer aufrecht erhalten werden kann. Zuletzt bekommt die schwer angeschlagene Fraktion um Jiang Zemin innerhalb der KPC ein wenig Unterstützung.
Und doch schadet sich die KPC mit solchen Aktionen selbst am meisten: Durch solche Tricks werden immer mehr Stimmen laut, die ein Ende der Verfolgung fordern und das Gute in Falun Gong sehen. David Raskin, Abteilungsleiter des Russischen Historischen Staatsarchives drückt dies so aus: „Die Lehre im Buch Zhuan Falun fordert von den Praktizierenden, ihr moralisches und geistiges Niveau zu erhöhen. Sie fordert, gut zu arbeiten und den bürgerlichen Pflichten nachzukommen, einschließlich des Erziehens von Kindern, sich um seine Angehörigen zu kümmern, schlechte Gewohnheiten wie Rauchen oder Alkoholkonsum loszuwerden. Es geht um das Heranbilden einer ehrlichen, freundlichen und geduldigen Einstellung gegenüber anderen.“
Alexander M. Hamrle