Die zerschlissenen Schuhe eines älteren Mannes erzählen die Geschichte seiner langen, herzzerreißenden Reise. Geduldig sitzt er auf der Straße, gemeinsam mit seiner Frau, sie zeigen den Vorübergehenden ein großes Schild. Der Mann sieht traurig und hilflos aus. Seine Frau ist 81 Jahre alt und blind. Die Schriftzeichen auf dem Schild enthalten die verzweifelte Bitte: „Lasst unsere Schwiegertochter frei!“ Das Ehepaar kommt aus dem Dorf Goukouzi im Verwaltungskreis Qinglong, in der Provinz Hebei. Am 11. Dezember 2012 wurde die Schwiegertochter, Cui Aijun, von der örtlichen Polizei wegen des Praktizierens von Falun Gong aus ihrem Haus geholt und ins Gefängnis gebracht.
Frau Cuis Schwiegermutter weinte jeden Tag um sie. Ihr Schwiegervater stand an der Tür und hielt nach ihr Ausschau in der Hoffnung, dass man sie entlassen würde. Immer und immer wieder gingen der alte, taube Mann und seine blinde Frau langsam ihren Weg zu dem Büro des kommunistischen Regimes, um die Freilassung ihrer Schwiegertochter zu beantragen. Und immer wieder belogen die Regierungsbeamten und Polizisten sie und brachten sie fort.
Misshandlungen in der Haft
Frau Cui Aijun wird in der Haftanstalt Nr. 1 in Qinghuangdao festgehalten. Man zwingt sie, 15 Stunden am Tag Sklavenarbeit zu verrichten, dazu noch die Toilette zu putzen und den Boden zu wischen. Zu jeder Mahlzeit bekommt sie nur ein kleines Brötchen. Wenn sie das ihr aufgezwungene gewaltige Arbeitspensum nicht erfüllen kann, wird sie gefoltert – unter anderem durch Schlafentzug. Sie hat bereits extrem viel an Gewicht verloren, ihre Beine sind geschwollen und sie kann nicht mehr aufrecht gehen.
Ihre Familie bekam monatelang keine Besuchserlaubnis. Ihr Mann und ihre Tochter wurden beschimpft, bedroht und eine Nacht lang eingesperrt, nachdem sie wiederholt Polizeistation und Haftanstalt aufgesucht hatten, um ihre Freilassung zu verlangen. Polizeihauptmann Li Yinqing drohte damit, weitere Anklagepunkte gegen Frau Cui einzureichen. Trotz Protesten der Öffentlichkeit weigert er sich, sie freizulassen.
Tausende solidarische Menschen einzuschüchtern versucht
Schließlich unterzeichneten mehrere tausend Bürger aus Frau Cuis Umgebung eine gemeinsame Petition und setzten ihre Fingerabdrücke hinzu. Sie forderten die Behörden auf, Frau Cui freizulassen. Im Amt für Staatssicherheit bestand man trotzdem darauf, sie vor Gericht zu bringen. Die Misshandlungen, die Frau Cui durch Staatssicherheitsbeamte erlitt, wollten die Behörden gar nicht aufnehmen.
Als sich die Nachricht, dass mehr als 3.800 Menschen die Petition zur Rettung von Frau Cui unterzeichnet haben, im Internet verbreitet hatte, eilten Polizeibeamten in das Dorf Goukouzi, um die Dorfbewohner zu schikanieren und zu bedrohen, die Frau Cui unterstützt hatten. Trotzdem ließ sich die Flut der Engagierten nicht zurückhalten, und es unterschrieben noch weitere 1.841 Menschen aus der Umgebung.
Viele aus der Bevölkerung setzen sich mutig für Falun Gong-Praktizierende ein
Ein Lehrer schrieb: „Die kommunistische Partei ist wirklich unverschämt. Wenn man darüber spricht, dass jemand ins Gefängnis gehört, dann sollte man gleich alle kommunistischen Beamten dort hinbringen. Die Falun Gong-Praktizierenden stellen nur ein paar Kalender her und sprechen mit den Menschen über die wahren Umstände der Verfolgung. Daran ist nichts falsch. Die kommunistische Partei erlaubt niemandem, etwas zu sagen. Es ist eine Diktatur einer Partei. Wenn die Partei sagt, dass man schwarz ist, dann ist man schwarz. Wenn sie sagt, dass man weiß ist, dann ist man weiß. Wie unverschämt!“
Ein Mann mittleren Alters sagte: „Ich unterschreibe, weil ich weiß, dass Falun Gong-Praktizierende gute Menschen sind. Sie leben nach Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht. Ist das falsch? Die kommunistische Partei ist äußerst korrupt. Es ist ihr egal, ob man ein Mörder oder Brandstifter ist. Sie denkt nur daran, gute Menschen zu verfolgen. Die Partei wird bald zusammenbrechen.“
Eine 70-Jährige sagte: „Die Alten in ihrer Familie sind wirklich bemitleidenswert. Ihre Schwiegertochter wurde verhaftet und nun haben sie niemanden, der sich um sie kümmert. Die kommunistische Partei macht wirklich etwas Schlechtes. Auch wenn ich sie nicht persönlich kenne, weiß ich, dass alle Falun Gong-Praktizierende gutherzige Menschen sind. Ich unterschreibe die Petition.“
Eine junge Dame sagte: „Ich unterschreibe, doch ich habe eine Bitte. Diese Petition muss bei der*obersten Regierungsebene eingereicht werden.“
Ähnliche Fälle, in denen mutige Mitmenschen in großer Anzahl sich mit ihrer Unterschrift für unschuldig Inhaftierte einsetzten, sind im letzten Jahr erstmals bekannt geworden und an verschiedenen Orten aufgetreten. Frau Cui ist wie viele andere Falun Gong-Praktizierende dadurch in ihrer Umgebung aufgefallen, dass sie, sobald sie diesen Weg der Kultivierung von Körper und Geist beschritt, von chronischen Krankheiten geheilt wurde, sich sehr glücklich fühlte und Sanftmut und Gutherzigkeit ausstrahlte.
Magdalena Fischer