Zhang Daoling, ein berühmter Taoist zur Zeit der Östlichen Han-Dynastie (25 v. Chr. - 220 n. Chr.), hatte Zehntausende von Schülern. Wie andere Taoisten auch beschäftigte er sich mit der Verbesserung des Charakters und der spirituellen Erleuchtung. Eine in der chinesischen Geschichte wohlbekannte Geschichte ist die der sieben Prüfungen. Zhang inszenierte eine Reihe von Prüfungen, um seinen Schüler Zhao Sheng zu testen. Dazu gehörten die Prüfungen der Geduld, sexueller Begierde, der Habgier, Angst, Zorn, Mitleid und des Glaubens. Zhao bestand sie alle und wurde ebenfalls ein bekannter Taoist.
Abgesehen davon, dass er seine Schüler unterrichtete, leitete Zhang auch die Bevölkerung an, sich um einen höheren moralischen Maßstab und ein besseres Verhalten zu bemühen. Ein Beispiel dafür war seine einzigartige Art, mit Seuchen umzugehen.
Seuchen mit Reue begegnen
Zhang bat die Infizierten, alle Missetaten aufzuschreiben, die sie in ihrem ganzen Leben begangen hatten. Dann sollten sie das Papier ins Wasser legen und den Göttern gegenüber geloben, nichts Schlechtes mehr zu tun. Sie mussten auch versprechen, dass sie ihr Leben lieber beenden würden, sollten sie wieder Unrecht tun.
Viele Menschen folgten diesem Rat und wurden wieder gesund. Als andere davon hörten, taten sie, was ihnen aufgetragen wurde, und wurden ebenfalls geheilt. Dadurch retteten Zhang und seine Jünger Hunderttausende von Leben.
Kaiser bereuen ihre Fehler
He Xiu, ein berühmter konfuzianischer Gelehrter, der zur Zeit von Zhang Daoling lebte, glaubte, dass Seuchen durch schlechte Gedanken und böse Taten verursacht werden. „Wenn Menschen krank oder von Seuchen infiziert sind, dann liegt das an dem bösartigen Qi (oder der bösartigen Energie) in ihnen“, schrieb er.
In der gesamten chinesischen Geschichte, vom Kaiser bis zum einfachen Bürger, neigten die Menschen dazu, nach innen zu schauen, wenn Katastrophen eintraten. Sie dachten darüber nach, was sie falsch gemacht hatten, das dann diese Seuchen oder anderes Unglück hatte auslösen können. Anschließend berichtigten sie ihre Fehler und gelobten Besserung. Kaiser Wu aus der westlichen Han-Dynastie (206-9 n. Chr.) zum Beispiel erließ ein Dekret, in dem er über seine politischen Fehler nachsann. Es wurde als „Reueedikt von Luntai“ bekannt.
„Es wurde vorgeschlagen, dass jede Person eine zusätzliche Steuer von 30 Münzen zur Verteidigung der Grenze zahlen sollte. Doch das wäre eine Belastung, besonders für Ältere, Schwache oder solche, die niemanden haben, der sich um sie kümmert“, schrieb Kaiser Wu. „Die wichtigste Aufgabe besteht derzeit darin, den Beamten auf allen Ebenen zu verbieten, hart oder grausam zu den Menschen zu sein und sie daran zu hindern, die Steuern ohne Genehmigung zu erhöhen. Auf diese Weise wird es möglich sein, die landwirtschaftliche Produktion erheblich zu steigern.“
Mehrere Kaiser in späteren Dynastien erließen ähnliche Reueerlasse. Das waren zum Beispiel Kaiser Ming von der Han-Dynastie, Kaiser Taizong von den Tang-Dynastie, Kaiser Lizong von den Song-Dynastie, Kaiser Xizong von den Ming-Dynastie und Kaiser Yongzheng aus der Qing-Dynastie.
Folgen von religiöser Verfolgung
Maßnahmen, wie sie von Zhang Daoling ergriffen wurden, wurden auch in der westlichen Welt beobachtet. Nachdem der römische Kaiser Nero 64 n. Chr. mit der Christenverfolgung begonnen hatte, verfolgten mindestens zehn Kaiser, die nach ihm regierten, die Christen weiter. Was geschah? Das Reich wurde von mehreren großen Seuchen heimgesucht.
Um 680 begannen die Menschen, über die Grausamkeit gegen die Christen sowie über den allgemeinen moralischen Verfall der Gesellschaft nachzudenken. Im Jahr 680 trugen römische Bürger in einer feierlichen Prozession die Gebeine des Heiligen Sebastian (256 - 288, getötet während der Verfolgung durch Diokletian) durch die Straßen. Als die Menschen für ihre Missetaten Buße taten, verschwand die Seuche in Rom auf wundersame Weise.
Hunderte, ja sogar Tausende von Jahren sind vergangen – könnte es nicht sein, dass diese alten Geschichten noch immer einen Wert für uns und für künftige Generationen haben?