In den ersten drei Monaten des Jahres 2022 wurden mindestens 44 weitere Falun-Dafa-Praktizierende gemeldet, die der Verfolgung zum Opfer gefallen sind. Unter den Todesfällen sind 29 Frauen aus 16 Provinzen.
Im Januar bis März 2022 gemeldete Todesfälle
Die verstorbenen Praktizierenden waren zwischen 44 und 89 Jahre alt, nur bei einem Praktizierenden ist das Alter unbekannt. Acht Praktizierende waren über 60 Jahre alt, 15 über 70 und neun über 80.
11 Praktizierende starben in Haft, davon fünf im Jahr 2021, einer in einer Nervenklinik, einer in Gewahrsam auf der Polizeiwache, drei im Untersuchungsgefängnis und sechs wurden im Gefängniszu Tode gefoltert.
Die verstorbenen Praktizierenden kamen aus allen Gesellschaftsschichten. Unter ihnen waren Lehrer, eine pensionierte Bankangestellte, ein Kundenbetreuer sowie ein ehemaliger Gefängnisangestellter, auch die Mutter einer US-Bürgerin.
Todesfälle in Gefangenschaft
„Wenn ich sterbe, dann durch Folter“
Die 66-jährige Falun-Dafa-Praktizierende Ji Yunshi starb am 21. März 2022 im Krankenhaus Bairin.
Während ihrer Haft wurde sie von Wärtern und Häftlingen brutal geschlagen, bis sie dem Tod nahe war. „Wenn ich sterbe, dann durch Folter“, sagte Ji einmal zu ihren Zellengenossinnen.
Sie war am 1. Februar 2022 in ihrer Wohnung verhaftet worden. Zu diesem Zeitpunkt litt sie bereits unter Krämpfen und war nicht in der Lage zu stehen oder zu sprechen und musste sich ständig übergeben. Trotzdem ließen die Polizisten sie lange auf dem kalten Fliesenboden sitzen und verhöhnten sie mit der Behauptung, sie würde ihre Beschwerden nur vortäuschen.
Anschließend wurde Li in das Untersuchungsgefängnis gebracht, wo sie aus Protest gegen die Verfolgung in den Hungerstreik trat. Daraufhin wurde sie einer Zwangsernährung unterzogen.
Am Morgen des 20. März 2022 erhielt Jis Mann einen Anruf von der Polizei in Bairin, die ihn aufforderte, zum Krankenhaus zu fahren. Als er dort ankam, wurde ihm mitgeteilt, dass die Ärzte mit der Wiederbelebung seiner Frau begonnen hatten. Sie machten ihm aber wenig Hoffnung. Es sei geplant, sie in ein anderes Krankenhaus zu verlegen, aber ein Experte des städtischen Krankenhauses meinte, dass es zu spät sei und eine Verlegung nicht sinnvoll sei. Jis Mann bat wiederholt um die Entlassung seiner Frau, doch der zuständige Beamte Xu Jianfeng verweigerte dies. Dazu bräuchte er die Genehmigung seiner Vorgesetzten.
Am nächsten Tag wurde die Familie über Jis Tod informiert. Die Polizei verweigerte jedoch der Familie, sie ein letztes Mal im Krankenhauszimmer zu sehen. Durch das Fenster konnten die Angehörigen erkennen, dass bei Ji die Speiseröhre aufgeschnitten worden war. Gesicht und Schulter waren blutbefleckt. Viele Polizeibeamte standen auf dem Flur. Sie vertrieben Jis Familie aus diesemStockwerk des Gebäudes und versperrten den Aufzug zur Etage, damit niemand den Bereich betreten konnte.
Ähnliches spielte sich im Krematorium ab, wohin über 40 Polizeibeamte zur Bewachung des Leichnams abgestellt worden waren.
Die Polizei hatte danach Jis Mann aufgefordert, mit den Beamten zu „verhandeln“, um die Situationzu entschärfen. Zum Zeitpunkt der Berichterstattung war jedoch nicht bekannt, ob es sich bei diesen „Verhandlungen“ um eine Entschädigung für ihren Tod oder um Drohungen handelt, damit er schweigt. Weitere Details werden noch ermittelt.
Frau stirbt acht Tage nach Verhaftung - medizinische Behandlung während der Haft verweigert
Am 19. Januar 2022 wurde die 69-jährige Zhang Siqin aus der Stadt Dalian um 18:30 Uhr inhaftiert. Sie sollte eine zweijährige Haftstrafe absitzen, die sie aufgrund einer früheren Haftverschonung nicht beendet hatte. Zhang hatte große Angst, sie musste sich übergeben und klagte über Unwohlsein. Der Arzt riet der Polizei wegen Zhangs Gesundheitszustandes davon ab, sie zu inhaftieren. Doch die Polizei beharrte darauf, dass es ihr gut gehe, und brachte sie in die Haftanstalt Yaojia.
Am ersten Abend in der Haftanstalt war Zhang nicht in der Lage, alleine zu gehen, und konnte nichtschlafen. Die Wärter weigerten sich, ihr etwas zu essen zu geben. Am nächsten Morgen war sie so schwach, dass sie sich nicht anziehen konnte und auf die Hilfe der Mitgefangenen angewiesen war.
In den darauffolgenden Tagen konnte Zhang keine Nahrung bei sich behalten und erbrach alles. Das Essen, das die Wärter ihr gaben, bestand nur aus Reisbrei und gedünsteten Brötchen. Sie war zu schwach und konnte noch nicht einmal stehen.
Als Zhang in die Haftanstalt eingeliefert worden war, hatten die Wärter ihr das Gebiss weggenommen. Sie bat mehrmals darum, es zurückzubekommen. Doch die Wärter lehnten es ab, was ihr das Essen noch mehr erschwerte.Trotz ihres schlechten gesundheitlichen Zustandes verweigerten die Wärter der 69-Jährigen einen Arzt. Stattdessen gaben sie ihr irgendwelche Medikamente, wodurch es ihr noch schlechter ging.
Am 25. Januar 2022, dem sechsten Tag ihrer Inhaftierung, begann Zhang unwillkürlich zu zittern. Sie konnte sich nicht mehr aufsetzen. Ihre Mitgefangene meldete dies dem Wachpersonal, das ihr wieder ohne eine ärztliche Untersuchung ein unbekanntes Medikament verabreichte. Da sie nicht in der Lage war, das Medikament einzunehmen, befahlen die Wärter fünf Häftlingen, sie festzuhalten und ihr das Medikament gewaltsam einzuflößen. Danach konnte Zhang nur noch völlig entkräftet im Bett liegen.
Am 26. Januar 2022 um 2:20 Uhr begann Zhang erneut unkontrolliert zu zittern, doch die Wärter ignorierten sie nach wie vor. Um 9 Uhr wurde Zhang im Rollstuhl aus dem Raum gefahren, aber nach nur zehn Minuten wieder zurückgebracht. Die Wärter verabreichten ihr weiterhin das unbekannte Medikament.
Acht Tage nach ihrer Inhaftierung bekam Zhang in der Nacht auf den 27. Januar 2022 hohes Fieber, doch die Wärter weigerten sich weiterhin, sie in ein Krankenhaus zu bringen, wiesen aber die Insassen in ihrer Zelle an, ihren Zustand weiter zu überwachen.
Am Morgen konnte sie sich nicht mehr aufzusetzen, obwohl eine Mitgefangene ihr half.
Als der Arzt um 7:30 Uhr eintraf, atmete Zhang schon nicht mehr und hatte keinen Puls. Trotz Reanimationsversuchen wurde Zhang um 7:35 Uhr für tot erklärt und aus der Zelle gebracht.