Frau Chen Xixiu ist 55 Jahre alt. Nachdem sie 33 Jahre lang in einer LKW- Werkstatt gearbeitet hatte, ging die Witwe mit zwei erwachsenen Kindern in Pension. Falun Gong faszinierten sie. Chen fing an, die Übungen zu lernen und entwickelte sich in den nächsten Jahren zu einer begeisterten Falun Gong Praktizierenden. Die Dame stand täglich um 4.30 Uhr in der Früh auf, um 90 Minuten die Übungen zu machen. Manchmal traf sie sich am Nachmittag mit Nachbarn, um gemeinsam über Falun Gong zu plaudern.
Als die Regierung am 20. Juli 1999 die Bewegung kurzerhand verfolgte war Chen äußerst geschockt und entsetzt. Oft diskutierte die an Politik Uninteressierte jetzt mit anderen Praktizierenden, wie man sich am besten verhalten sollte. Sie alle hatten von Falun Gong gesundheitlich und auch geistig profitiert und die Hasspropaganda der Regierung war zu leicht durchschaubar. Man entschloß sich weiter zu praktizieren.
Als im November 1999 vier sehr bekannte Falun Gong Praktizierende zu exzessiv langen Haftstrafen verurteilt wurden, beschloss Frau Xixiu nach Peking zu reisen, um dort gegen das Verhalten der Justiz zu demonstrieren. Dabei wurde sie in einem Park von einem Polizeibeamten routinemäßig angehalten. Die Frage, ob sie eine Falun Gong Praktizierende sei, bejahte sie. Dies führte zur Festnahme, zur Übergabe an die Polizei ihrer Heimatstadt und zu einer Strafe von ca. € 60 (ungefähr ein Monatseinkommen)
In den folgenden Monaten wurde sie von der örtlichen Polizei mit willkürlichen Verwaltungsstrafen schikaniert. Sie wollten eine Garantieerklärung, von Fr. Chen nie wieder nach Peking zu fahren.
Am 18. Februar stürmte die Polizei in Frau Xixius Wohnzimmer und nahm sie mit. Sie schickten sie in ein gefürchtetes Umerziehungslager. Um sie freizukaufen, verlangte die Polizei von der Tochter € 261 Bußgeld. Die Tochter weigerte sich diese illegal verhängte Strafe zu bezahlen.
Ein mit Frau Xixiu inhaftierter Falun Gong Praktizierender, über die kommende Nacht: "wir hörten sie die ganze Zeit schreien. Unsere Herzen taten sehr weh."
Am nächsten Tag rief Frau Xixiu neuerlich ihre Tochter an. Die Frau, die gewöhnlich für ihr sicheres und lautes Auftreten bekannt war, wirkte jetzt ungewöhnlich leise und bat ihre Tochter wirklich schnell das Geld zu bringen. Die mittlerweile panische Tochter eilte mit dem Geld zum Lager, wo sie allerdings von den Gefängniswärtern abgewiesen wurde. Daraufhin hörte sie von der Behandlung ihrer Mutter in der Nacht davor. Ein neuerlicher Versuch, diesmal gemeinsam mit dem Bruder, die Wächter mit einem Obstkorb zu bestechen schlug wieder fehl. Völlig machtlos und das Schlimmste ahnend gingen die beiden nach Hause.
Mithäftlinge, die alles miterleben mussten, beschreiben die kommende Nacht als systematische Vernichtung von Ehre und Körper der alten Dame. Am nächsten Morgen wurde Frau Xixiu in den Innenhof des Gefängnisses geschickt. Dort wurde von ihr noch verlangt, im Kreis zu marschieren. Blut spuckend quälte sie sich auf allen vieren durch den Schnee. Eine Mitgefangene Krankenschwester bat die Polizei Frau Xixiu in eine warme Zelle zu bringen, sie müsse sofort von einem Arzt behandelt werden. Die Polizisten antworteten darauf zynisch, dass sie dies bestimmt nicht tun würden, da Falun Gong Praktizierende doch sowieso immer gesund wären. Als dann der Gefängnisarzt kam, attestierte dieser der Frau beste Gesundheit. Frau Chen Xixiu war allerdings nicht mehr ansprechbar. Sie wurde von Polizisten schreiend aufgefordert aufzustehen. Aus Erschöpfung versagten ihre Gliedmaßen, und sie stürzte mit dem Gesicht voran in den Schnee. Sie erlangte nie wieder das Bewusstsein.