Am 25.02.2002 betritt der kanadische Staatsbürger Shenli Lin nach über 2 Jahren unrechtmäßiger und willkürlicher Gefangenschaft in einem Zwangsarbeitslager in China wieder kanadischen Boden. Seine Frau, Freunde, Journalisten und Unterstützer warteten dort auf ihn. Eine lange Zeit der Tortur und Ungewissheit liegen hinter ihm und konnten nur durch den Einsatz hochrangiger kanadischer Politiker, Amnesty International und eines berühmten kanadischen Menschenrechtsanwaltes beendet werden. Ein nachvollziehbares Bild dessen, was er durchmachen mußte liefert seine Erzählung:
"Wegen meiner Unterschrift eines Appellbriefs an die chinesische Regierung zum friedlichen Dialog mit Falun Gong wurde ich ins Arbeitslager gesteckt.
Dort wurde ich gezwungen, auf einem kleinen Hocker von 7 Uhr morgens bis 21 Uhr abends zu sitzen, mir wurde nicht erlaubt mich zu bewegen oder meine Position zu verändern. Mein Rücken tat sehr weh, meine Beine waren taub. Es war unerträglich. Sie zwangen mich, verschimmelten Reis zu essen, der so gelb aussah als wäre er bemalt. Ich musste dreizehn oder mehr Stunden täglich arbeiten. Ich hatte große infizierte Wunden an Brust, Rücken und Gesäß, so dass meine Kleidung mit Blut durchdrängt war. Ich zitterte vor Schmerz, wenn ich gehen musste, die Toilette benutzte oder die Kleidung zum Schlafen auszog, weil sie an den Wunden klebte. Ich musste die Zähne zusammenbeißen, um die Schmerzen zu ertragen. Meine beiden Mittelfinger waren geschwollen und infiziert, ich konnte meinen Waschlappen nicht auswringen, wenn ich mir das Gesicht waschen wollte. Bei frischem Frühlingswetter musste ich meine Kleidung in eiskaltem Wasser waschen. Die Schmerzen meiner infizierten Finger drangen bis in die Knochen. Es schaudert mich heute noch, wenn ich mich an diese Leiden erinnere. Um mich "umzuerziehen", zwang mich die Polizei, verleumdende Materialien und Videos anzusehen. Wenn ich ihre Lügen aufdeckte, wies die Polizei Gefangene an, mich zu foltern. Die Gefangenen schrien während sie mich schlugen, "Wenn ich dich nicht totschlagen kann, werde ich dir zumindest zwei Hautschichten abziehen!"
"Ich stehe jetzt auf diesem freien Land und alles Vergangene kommt mir wie ein Traum vor. Mein Leben ist so sehr verändert. Ich weiß nicht wo ich anfangen soll.
Was für ein Elend ist das für einen Menschen wenn er plötzlich seine Rechte und seine Freiheit verliert, sich unter Verbrechern aufhalten muß, zwangsweiser Gehirnwäsche ausgesetzt wird und jede Minute unter Druck und Zwang steht.
Die Verfolgung durch das Regime von Jiang verstößt gegen die chinesische Verfassung und ist damit gesetzwidrig. Einem Bürger müssen seine Rechte auf Glaubens- und Petitionsfreiheit gewährleistet werden. Momentan leiden aber Tausende Falun Gong Praktizierende unter noch grausamerer Verfolgung als ich, weil sie nicht das Glück haben durch eure Hilfe freizukommen.“ so wie ich.“
Brief von Shenli Lin an seinen im Arbeitslager sitzenden jüngeren Bruder Mingli Lin vom 25.01.2003
Hallo Mingli,
obwohl wir zehntausend Meilen voneinander entfernt sind, bleibt meine Sorge um deine Sicherheit zu jeder Zeit bestehen. Jeden Tag lese ich die Nachrichten aus China - über die brutalen Mißhandlungen und Folterungen, die die Praktizierenden in den Zwangsarbeitslagern erleiden müssen. Und sie erinnern mich an dich, und meine Gedanken können sich für längere Zeit nicht beruhigen.
Ich schreibe dir, doch du antwortest nicht. Die Briefe werden wahrscheinlich von der Polizei zurückgehalten, so war es bei mir auch. Haben wir etwa etwas Unrechtes getan? Seit 3 Jahren denke ich immer und immer wieder darüber nach. Wir haben nichts Unrechtes getan. Als Falun Gong Praktizierende wählten wir in den unterschiedlichsten Bereichen und Situationen alle den aufrichtigsten Weg -- die Kultivierung von "Wahrhaftigkeit-Barmherzigkeit-Nachsicht" (...)