Der desertierte chinesische Geheimpolizist Hao Fengjun hat mit seinen explosiven Aussagen Kanadas mühsame Annäherung an China einem Streßtest ausgesetzt. Hao setzte sich im Februar mit einem Touristenvisum nach Australien ab und beantragte Flüchtlingsstatus. Er hatte in Chinas drittgrößter Stadt Tianjin für das "Büro 6-10" gearbeitet, eine Spezialeinheit, die weltweit die von Chinas Führung verfolgte Falun-Gong ausspäht und Mitglieder der Organisation verfolgt. Vertreter der Falun Gong präsentierten vor einer Woche in Kanadas Parlament Belege, daß chinesische Spione und Diplomaten die Bewegung im Ausland bespitzeln und bekämpfen. Hao Fengjun kopierte Dateien aus chinesischen Polizeicomputern. Sie sollen belegen, dass Peking in Kanada über 1000 Spione einsetzt. Die bislang unbewiesene Behauptung schlug in Ottawa wie eine Bombe ein. (...)
"Unser Land verliert Milliarden durch Wirtschaftsspionage, während die Regierung eine feige Diplomatie praktiziert." Der Parlamentarier bezog sich auf Michel Juneau-Katsuya, der Mitte der neunziger Jahre die Asien-Pazifik-Abteilung von Kanadas Geheimdienst CSIS führte. Juneau zufolge verursachen Chinas Spione in Kanada jeden Monat einen Schaden von 600 Millionen Euro.