Vor zehn Jahren wurde die britische Kronkolonie zur Sonderverwaltungszone (...) Unter dem Motto "ein Land, zwei Systeme" versprach die Kommunistische Partei den fast sieben Millionen Einwohnern der Hafen- und Finanzmetropole, sie dürften fast genauso weiterleben wie bisher. Bis zum Jahr 2047, so gestand Peking zu, sollten die Hongkonger sich weitgehend eigenständig verwalten dürfen. Sie sollten ihre Freiheiten, die unabhängige Justiz und die freie Presse behalten. So steht es im "Grundgesetz", auf das sich London und Peking in zähen Verhandlungen geeinigt hatten. (...) Der Bischof der vatikantreuen katholischen Kirche, die jenseits der Grenze auf dem Festland verfolgt wird, kann in Hongkong ungehindert seine Messe lesen und öffentlich Kritik an Peking üben. Sogar Falun Gong-Anhänger dürfen ohne Angst um ihr Leben gegen die Repression in China demonstrieren. Gleichwohl sind viele Hongkonger enttäuscht. Denn die im Grundgesetz versprochene politische Reform, die den Bewohnern der Enklave erlauben würde, Parlament und Regierungschef frei zu wählen, ist in den vergangenen zehn Jahren nicht vorangekommen.
(Quelle: Die Presse
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