Der UNO-Sonderberichterstatter für Folter, Manfred Nowak, betrachtet die Sezessionismus-Vorwürfe der chinesischen Führung gegen den Dalai Lama in der gegenwärtigen Tibet-Krise als völlig unbegründet. Gerade der Dalai Lama habe nie die staatliche Eigenständigkeit verlangt, sondern Autonomie und Selbstbestimmung, um die Kultur des tibetischen Volkes innerhalb des chinesischen Staatsverbandes erhalten zu können, betonte der österreichische Universitätsprofessor und Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Menschenrechte. (…) Die chinesische Führung fühle sich nicht nur durch nationale Minderheiten oder Demokratiebewegungen bedroht, sondern generell durch alle Kräfte, die den Machtanspruch der KP infrage stellen könnten, sagte Nowak, der in diesem Zusammenhang auch die verbotene Meditationsbewegung Falun Gong nannte. Das von den Kommunisten eigenartigerweise übernommene konfuzianische Harmonie-Modell habe zur Folge, dass "Menschen, die sich gegen den Mainstream stellen, sehr leicht in die Situation kommen, unterdrückt oder Umerziehung unterworfen zu werden".
(Quelle: Der Standard)