Die zierliche Asiatin sitzt unbewegt, die Beine im Lotussitz überkreuzt. Aus einem Kassettenrekorder dringen meditative, fernöstliche Klänge. Doch Xiaolin Chen meditiert nicht nur, um ihren Geist zu sammeln, fast täglich im Abgasdunst der Mainzer Landstraße. "Chinesen, tretet aus der KP aus - eine neue Epoche wird die Menschenrechte zurückbringen", steht auf zwei Stofffahnen. Auf der anderen Straßenseite liegt, abgeschirmt von einem Zaun und bewacht von Polizisten, das Chinesische Generalkonsulat. (...) Xiaolin Chen demonstriert gegen die Kommunistische Partei China (KP) und die Unterdrückung der Anhänger der buddhistischen Lehre Falun Gong in China (...) Die Anhänger sind seit Jahren in China schweren Verfolgungen ausgesetzt. (...) Geboren in Guangdong, genannt "Kanton Provinz", am südlichsten Zipfel Chinas, wuchs Xiaolin Chen mit ihrem Bruder und ihrer kränklichen Mutter auf, der Vater verstarb früh. (...) Auch Chens Mutter, die nach etlichen Arztbesuchen und Therapien bei Falun Gong Halt gefunden hatte, musste eine schriftliche Erklärung abgeben, dass sie kein Falun Gong mehr praktiziere. "Sonst hätte ich mein Studium als Wirtschaftsprüferin nicht beenden können", sagt Chen.
(Quelle: FAZ.NET)