Was ist es, das dem sagenumwobenen Fabelwesen in vielen alten Kulturen so viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde? In der chinesischen Kultur nahm der Drache schon vor ca. 5000 Jahren eine wichtige Rolle ein. Er gilt dort, im Gegensatz zur europäischen Kultur, als weises friedvolles Wesen dem mit Hochachtung und Ehrfurcht zu begegnen ist und ist Bestandteil der dortigen Astrologie.
Der Drache ist im ostasiatischen Raum der König der vier mythologischen Seen - der Gewässer der Ströme, des Meeres und des Regens. Man glaubte, dass das Tier als ein winziger Wurm zur Welt kommt und sich dann im Wasser zu seiner mächtigen Größe entwickelt. Interessanterweise erkannte man in China schon sehr früh unterirdische Wasserströmungen, welche Erdbeben auslösen können. Man nannte diese Drachenströmungen. So wurde er zum Herrscher des Unterwasserreiches oder eines unterirdischen Reiches, wo er umgeben von starken Leibwächtern über reiche Schätze verfügt. Sobald man den Drachen zu wenig Hochachtung entgegen brachte, hieß es, fordere man Naturkatastrophen heraus. Laut Sagenüberlieferungen trägt Peking seinen Namen (Land des bitteren Wassers), weil man dort den Drachen erzürnte.
Die Darstellungen veränderten sich ständig in ihrem Formenreichtum bis in die Neuzeit. Es gab Fischdrachen, Vogeldrachen, Schlangendrachen und andere phantasievolle Ausführungen. Oft sieht man in den alten Abbildungen Drachen mit einem geheimnisvollen Edelstein im Zentrum, welcher als die Perle der Weisheit steht, mit dem chinesischen Schriftzeichen "Shou" - Unsterblichkeit versehen.
Seit der Han Dynastie ist das Fabeltier Zeichen kaiserlichen Würde - Verzierungen mit Drachendarstellungen waren lange nur den Kaisern vorbehalten.
Zahlreiche chinesische Tuschemaler malten nur Darstellung von Drachen.
Von dem Maler Li Yi wird berichtet, dass er nicht wagte, seinen sehr vollkommenen Drachendarstellungen Augen zu malen, da er fürchtete sie könnten lebendig werden.