Vor genau einem Jahr wurde an dieser Stelle über das Mondfest geschrieben. Da dieses Fest in China einen tiefen traditionellen Hintergrund mit vielen Bedeutungen hat soll im vorliegenden Newsletter die Sage der Entstehung des Mittherbst- oder Mondfestes vorgestellt werden:
Hou Yi hatte eine schöne Frau, die Chang'e hieß. Als er eines Tages zum Kunlun-Berg ging, traf er dort auf die Himmelskaiserin. Sie gab ihm ein Lebenselixier und sagte, wenn er das Elixier einnähme, würde er unsterblich sein und zum Himmel steigen können. Da Hou Yi es nicht übers Herz bringen konnte, seine Frau im Stich zu lassen, gab er Chang'e das Elixier zur Aufbewahrung. Sie steckte das Elixier in ein Kästchen, wurde dabei aber von einem Gauner gesehen. Eines Tages nutzte dieser die Abwesenheit von Hou Yi und zwang Chang'e, das Elixier herzugeben. Da sie wußte, dass sie ihm nicht entkommen konnte, verschluckte Chang'e das Elixier. Sogleich flog sie aus dem Fenster zum Mond, und der Gauner musste fliehen.
Nach Hause zurückgekehrt, wusste Hou Yi darüber Bescheid. Er war tief traurig und rief zum Himmel den Namen seiner Frau. Erstaunt entdeckte er, dass der Mond dieses Tages besonders hell und rund war und dass es im Mond den Schatten eines Menschen gab, der Chang'e sehr ähnlich aussah.
Hou Yi dachte jede Nacht an seine Frau. Er ließ im Hintergarten, wo sich Chang'e oft aufgehalten hatte, einen Tisch mit Weihrauchstäbchen und Früchten, die Chang'e gern aß, aufstellen, um Chang'e im Mondpalast zu opfern. Als die Leute davon erfuhren, dass Chang'e zum Mond geflogen war, stellten sie auch im Mondschein einen Tisch mit Weihrauchstäbchen und beteten zu Chang'e. Seitdem verbreitete sich diese Sitte im Volk.
Daher gilt das Mondfest auch als Fest der Getrennten. In China leben auch heute noch z.B. viele Ehepaare aus beruflichen Gründen in getrennten Städten. Im hellen Mondschein am Mittherbstfest wird besonders intensiv an den Partner gedacht.