Jahrhunderte lang betrachtete Europa die chinesische Kultur als eine in sich verschlossene, fremde, erstarrt in Sitten und Ritualen. Diese Wertschätzung der Chinesen im Umgang mit Ritualen ließ die kostbaren kulturellen Schätze und Lehren über Mensch und die Natur über Jahrtausende erhalten. Die Ernsthaftigkeit der Erhaltung alter Rituale zeigt die Prozedur der damaligen Eheschließung.
Die Ehe im alten China besteht aus 6 Elementen:
Das erste Element ist Nacai und bedeutet "Geschenk akzeptieren". Sobald ein junger Mann ein Mädchen für sich auserwählt hat, muss er eine Ehe-Vermittlerin beauftragen, die der Familie der Auserwählten von seiner Familie Geschenke darreicht. Wenn diese von ihrer Familie akzeptiert worden sind, folgt der nächste Schritt, Wengmin. Die Ehe-Vermittlerin lässt von der Familie des Mädchens ihren Namen, sowie das genaue Geburtsdatum auf einen Zettel schreiben und geht mit den gleichen Informationen des Jungen in einen Tempel oder ein Kloster und lässt eine Schicksalsdeutung über deren Eheschließung weissagen. Sollten die Weissagungen der beiden zusammenstimmen, folgt der dritte Schritt, Naji. Dies ist auch eine Art Weissagung, die ähnlich verläuft wie die des zweiten Schrittes.
Im nächsten Schritt, Nazheng, wird die Familie des Mädchens einige Forderungen an die Familie des Jungen richten. Die geforderten Dinge werden in das Haus der Familie des Mädchens gebracht.
Wenn beide Familien zufrieden sind und die Familie des Mädchens alle Geschenke akzeptiert, gilt das als Verlobung und damit als wichtigster Teil der Hochzeitsvorbereitungen. Diese Verlobung gilt als unwiderruflich.
Qingqi, der fünfte Schritt, galt der Festlegung des Hochzeitsdatums, welches von beiden Familien nach dem chinesischen Mondkalender entschieden wurde.
Der letzte Schritt war der aufwendigste, nämlich die Hochzeit selbst.
Bisher kannten sich die beiden jungen Leute nicht persönlich. Das Mädchen durfte den Bräutigam vor der Hochzeit nicht sehen. Am Hochzeitstag bereiten beide Familien die Zeremonie vor. Für die Kleidung ist die Farbe rot für Braut und Bräutigam bestimmt. Rot bedeutet in China nicht nur Fröhlichkeit, sondern vertreibt auch böse Geister. Wenn die Braut mit Brautschleier auf dem Kopf ihre Familie verließ, durfte und musste sie weinen, um zu zeigen, dass sie sich von ihrer Familie nicht trennen wollte. Nachdem die Braut bei der Familie des Bräutigams eingetroffen war, begann die offizielle Hochzeitszeremonie.